jänner-februar 2000

Sabine Jenichl
geschaut

Theater jenseits des Guckkastens

»Toihaus» nimmt nach Umbau Spielbetrieb wieder auf

Die 15-jährige Geschichte des »Toihauses« als »Theater hinter dem Café« ist nun Vergangenheit.

Der mit sechs Millionen Schilling (436.000 Euro) bezifferte Umbau des Hauses bringt dem »Theater am Mirabellplatz« aber nicht nur einen eigenen Eingang in der Franz-Josef-Straße. Neben der Vergrößerung des Zuschauerraumes zählt die Konstruktion einer variablen Raumbühne mit 13 verschiedenen Spielmöglichkeiten zu den wichtigsten Neugestaltungen. Die dadurch ständig wechselnde Spiel- und Sitzsituation sorgt für ein noch »größeres Ausmaß an Flexibilität«. Bei einer maximalen Zuschauerzahl von 99 Personen wird das »Toihaus« trotz einer fünfzigprozentigen Vergrößerung »ein kleines Theater« bleiben. Für die Finanzierung der baulichen Maßnahmen zeigen sich Stadt und Land verantwortlich, der Bund stellt die Mittel für die Innenausstattung zur Verfügung.

Trotz der räumlichen Veränderungen wird »das Toihaus« seiner künstlerischen Leitlinie auch weiterhin treu bleiben. Die vom »Theater am Mirabellplatz« erarbeiteten Stücke und Performances sieht Myrto Dimitriadou, Mitbegründerin und jetzige künstlerische Leiterin des »Toihauses«, »als zeitgenössische Kunst«. Diese bedient sich neben dem gesprochenen Wort genauso der Musik, dem Tanz oder dem Bild. Die gebürtige Griechin versteht die Kunst als »gesellschaftspolitische Energie« und erkennt Parallelen zwischen der »Schwierigkeit, Theater zu machen und der, das Leben zu bewältigen«. Zu den »Spezialitäten des Hauses« gehört die aus Improvisationen resultierende »Stückentwicklung im Ensemble«. Zudem haben sich aus der Ambition, Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene »zu einer eigenen Produktion anzuregen«, in der Zwischenzeit fundierte Vermittlungskonzepte entwickelt. Die Zusammenarbeit mit Schul- und Amateurtheatergruppen hat schon mehrmals Früchte getragen und ganze Produktionen entstehen lassen.

Eine Konkurrenz zu den anderen, in der Landeshauptstadt ansässigen Schauspielstätten stellt Dimitriadou gänzlich in Abrede. »Bei der Auswahl der Aufführungen spielen Quoten und kommerzielle Gesichtspunkte in keinster Weise eine Rolle«.

Von Anfang an ist das derzeit 14-köpfige »Toihaus-Team« mit eigenen Stücken regelmäßig auf internationalen Festivals vertreten. Im Gegenzug dazu stehen Gastspiele österreichischer und ausländischer Künstler genauso auf dem Spielplan wie die einmal monatlich stattfindende Kooperation mit dem Gehörlosentheater »Arbos«. Derzeit hat das »Toihaus« zwei russische Künstler der Gruppe »Ache« zu Besuch. Sie sorgen bei der hauseigenen Produktion »Allrights« - Wie man die Menschenrechte auch sehen kann - für die aktionistischen Performances.

Derzeit noch eine Baustelle, ist das Ende des Umbaus bereits abzusehen. Nach einer neunmonatigen Bauzeit werden am 22. Jänner 2000 mit der Premiere des Galczynski-Dramas »Das Kleintheater ›Grüne Gans‹ gibt sich die Ehre zu präsentieren« die Tore wieder geöffnet. Mit der darauffolgenden Uraufführung des Grote-Stückes »Apfelblüte« und dem Stück »Allrights« nimmt das »Toihaus« die gewohnte Tätigkeit wieder auf.