jänner-februar 2000

Hans Lindenbaum

Landeshauptmanns Bildungs-Boom

Der »Bildungsscheck« des Landes als Wahlkampf-Gag und Presseförderung

Die Jubelmeldung kam schon im vergangenen September: Im Februar davor war der »Salzburger Bildungsscheck« eingeführt worden, und während dieses halben Jahres konnte 113 Personen eine Förderung des Landes zum Weiterlernen »gewährt« werden. 105 nahmen an EDV-Kursen teil, die »zweite Förderschiene« mit Englisch, Italienisch, Polnisch und Russisch habe sich »als nicht so zugkräftig« herausgestellt. Als Grund für den Ansturm vermutete Landeshauptmann Franz Schausberger Inserate und die »Bildungsscheck-Hotline des Landes«. Seit dieser Zwischenbilanz im September habe sich beim Zuspruch »nichts Wesentliches« geändert, sagt Anfang Dezember Robert Luckmann vom Amt der Landesregierung.

Lange genug hatten sich Landespolitik und -verwaltung um eine Fördermaßnahme herumgedrückt. Als dem Verlangen der Arbeiterkammer (per Gesetz auch Vertreterin der Bildungsinteressen der unselbstständig Erwerbstätigen) nicht mehr zu entkommen und zudem Landtagswahlkampf war, tauchte in Inseraten der Kopf des Landeshauptmannes auf und bot das Weiterbildungszuckerl »Ressort Schausberger« an. 50 Prozent der Kurskosten oder bis zu 3000 Schilling konnte lukrieren, wer sich in einer der Einrichtungen der Erwachsenenbildung zum Beispiel in die Computer-Gehschule begab. Für das Förder-Motto »Fit im Job bleiben« kamen freilich nur 40- bis 60jährige oder Wiedereinsteigerinnen (zum Beispiel nach der Kinderpause) in Frage. Berufsförderungsinstitut, Volkshochschule und Wirtschaftsförderungsinstitut waren gehalten, »hochwertige« Kurse zu entwerfen, die in eigenen Katalogen dargestellt wurden - die Drucksorte »Ansuchen auf Gewährung einer Landesförderung« inklusive. Damit ja niemand über Gebühr zugreifen konnte, waren rigide flankierende Maßnahmen eingebaut, standen doch für 1999 einschließlich der Kosten für Werbung nur 3 Millionen Schilling zur Verfügung.

In der Szene der Erwachsenenbildung meint man mittlerweile selbstironisch, die eigentlichen Nutznießer des »Bildungsschecks« seien bisher (wegen dessen werbewirksamer Präsenz vor der Landtagswahl) der »Initiator« und Landeshauptmann selbst sowie jene Printmedien gewesen, in denen, wie Luckmann einräumt, »um weniger als 700.000 Schilling« geworben wurde. Dem steht jene runde halbe Million Schilling gegenüber, die dem eigentlichen Zweck, der geförderten Berufsweiterbildung, zugeflossen ist. Womit in Zeiten leerer öffentlicher Hände der seltene Fall eintritt, dass es im Jahr 2000 knapp zwei Millionen Schilling Rücklage gibt. Vordergründig entsteht der Eindruck, als wollten die Leute ohnehin nicht lernen. In Wirklichkeit scheint das Design des »Bildungsschecks« misslungen zu sein. So hat die Förder-Fuchserei im AK-eigenen Berufsförderungsinstitut schon für Unmut gesorgt. »Arbeitnehmer aus dem Innviertel, die sich am Salzburger BFI auf das Nachholen der Matura vorbereiten, bekommen bis zu 20.000 Schilling vom Land Oberösterreich; Salzburger, die mit ihnen im selben Kurs sitzen, kriegen keinen Schilling«, sagt Bildungsberater Peter Strizek. »Mich rufen auch Leute an, die die Salzburger Regelung beklagen und auf das großzügigere Kärntner Modell hinweisen.«

Tatsächlich ist im Vergleich mit Fördermodellen anderer Bundesländer jenes des Landes Salzburg ein Feigenblatt. Eine Aufstellung der Arbeiterkämmerer nennt beim »Bildungsscheck des Landes Kärnten« als Budget für 1999 neun Millionen Schilling. Im Rahmen des »burgenländischen Arbeitnehmer-Förderungsgesetzes« standen 8 Millionen zur Verfügung. Niederösterreich widmete insgesamt 50 Millionen. Die neue Bundesregierung solle sich, so die AK in einem Memorandum, für eine österreichweite Harmonisierung bei der geförderten Berufsweiterbildung einsetzen.

»Bildungskonto« heißt das Vorzeige-Modell des Nachbarlandes Oberösterreich, 1999 mit 48 Millionen Schilling (1997: 88 Millionen) budgetiert. Förderprogramme des Landes gibt es dort schon seit 1994. Untersuchungen belegen, dass sowohl bei den anbietenden Instituten wie auch bei Kursteilnehmern aller Bildungsschichten ein großes Maß an Akzeptanz besteht. Kürzlich hat die Europäische Union den Förder-Modus aus Linz als »best-practice-Modell« im Bereich der Weiterbildung von Arbeitnehmern ausgezeichnet und somit zur EU-weiten Nachahmung empfohlen.