jänner-februar 2000

Gerald Gröchenig
titel

...zum Sterben zuviel

Die Kulturförderung des Bundes

Von der Kulturförderung des Bundes darf man für die Zukunft getrost Schlimmstes befürchten. Regierungswechsel, die Unsicherheit, wohin die Kunstsektion geschoben wird (dass sie als »Chefsache« im BKA verbleibt, daran glaubt kaum wer), Budgetprovisorium samt Budgetbindung sowie Edlingers Sparprogramm bei den Ermessensausgaben könnten die größte Bedrohung für eine kontinuierlich und österreichweit angebotene kulturelle Versorgung seit Jahren sein.

Derzeit schaut's so aus: Solange es noch kein neues Budget gibt, gilt ab Jänner ein sogenanntes Budgetprovisorium. Demnach werden den einzelnen Abteilungen der Kunstsektion vom Finanzministerium monatlich die Summen des Vorjahres abzüglich einer 20 prozentigen Budgetbindung überwiesen. Als Subventionen können deshalb nur Summen in der Höhe des Vorjahres abzüglich 20 Prozent gezahlt werden. Doch auch dies verringert sich noch: da es Verträge gibt, auf die die 20-prozentige Kürzung nicht angewendet werden kann (z. B. Salzburger Festspiele, Wiener Privattheater, Künstler-Sozialversicherung, usw.), werden diese zusätzlichen Summen wohl vom Kuchen der freien Förderung abgezogen. Für die Kulturzentren heißt das, dass in den ersten Monaten des neuen Jahrtausends nur Teilbeträge der Bundesförderungen am Konto aufscheinen werden (die Banken wirds freuen). Einen Anlaß zur Hoffnung, dass eine neue Regierung bei Vorliegen eines Budgets die Budgetbindung für die Kultur (wie in den letzten Jahren) aufhebt, sieht man derzeit kaum - zu unsicher ist die politische Lage.

Den Beiräten und Fördergebern blieben dann zwei Möglichkeiten: weniger Geld auf alle zu verteilen - was im drastisch unterfinanzierten Kulturbereich letztendlich für alle zum Leben zuwenig und zum Sterben zuviel wäre. Oder das Geld solange zu verteilen, bis halt nichts mehr da ist. Wer dann nicht dabei ist, kann halt zusperren.

Edlingers Sparpläne für die Ermessensausgaben könnten somit bewirken, dass im Kultur- und Sozialbereich jene auf der Strecke bleiben, die am wenigsten laut aufschreien. Für die Kultur ist zu hoffen, dass sich KünstlerInnen, Kulturschaffende samt NutzerInnen - sprich Publikum - dem energisch entgegenstellen. Bis dato war davon wenig zu spüren.