september-oktober 1997

Thomas Neuhold
zu gast

Demnächst zu Gast: Die Volksabstimmung

Salzburg kann ohne den Strohhalm Olympia nicht schwimmen

»Soll sich das Land Salzburg dafür einsetzen, daß die Olympischen Winterspiele im Jahr 2006 in Salzburg stattfinden?«. Diese Frage wird am 5. Oktober der Salzburger Bevölkerung zur Entscheidung vorgelegt. Während im Vorfeld der Volksbefragung die wenigen Skeptiker ihre Kritik an den Games eher verhalten äußerten, rührten die Betreiber eifrigst das Werbetrommerl. Unterstützt wird die proporzmäßig mit VP/SP/FP-Funktionär- en besetzte Führungsmannschaft dabei von einem frisch der Seitenblicke-Revue entsprungenen Prominenten-Komitee: A’ dabei sind beispielsweise der Pensionist Gerd Bacher, der Entertainer Karl Moik und der Fuhrunternehmer Rudolf Quehenberger. Wo zum Teufel sind eigentlich Zilk und Lugner abgeblieben?

Egal, es wird auch ohne die beiden gehen, denn mit den XX. Olympischen Winterspielen winken »zahlreiche Vorteile«, steht im Faltprospekt des Vereines »Salzburg Olympia 2006«. Da wird wohl niemand mit Nein stimmen, wenn Olympia »Einnahmen von mehr als 7.000 Millionen Schilling bringt«, »mehr als 3.000 Arbeitsplätze schafft« und »Lebensqualität und Wohlstand sichert«. Also stimmt mit einem großen Ja: »Diese Vorteile werden nur durch Olympia Wirklichkeit!« (Was machen wir eigentlich, wenn Salzburg vom IOC den Zuschlag nicht erhält? Nicht auszudenken!)

Und das alles braucht »keine Steuergelder für die Organisation der Spiele«. Richtig super, noch dazu bei »weitestgehender Schonung von Natur und Umwelt«. Zum Beweis dafür hat man da wohl die übriggebliebenen Pro-EU-Prospekte der damaligen Volksabstimmung recycliert und auf Olympia umlackiert. EU wie Olympia: Milch und Honig überall!

Aber selbst der Weg ins olympische Paradies ist nicht ganz ohne Dornen. Vorerst gilt es einmal die Herren vom IOC davon zu überzeugen, daß es einer allfälligen Opposition nicht gelingen werde, »in Ihrer Bevölkerung bei allfälligen Abstimmungen eine Mehrheitsentscheidung gegen die Bewerbung oder zu einem späteren Zeitpunkt gegen die Organisation der Spiele zu erlangen.« Weht da der demokratische Atem der antiken Wettkämpfe durch Salzburgs Gaue?

Vergleichsweise geradezu herzig ist hingegen der Beschluß unserer Stadtväter, daß die Bewerbung für 2006 der Stadt nichts kosten dürfe. Prompt sprachen Land und Bund die Mozartstadt von jeglicher Haftung frei; mündlich und ohne entsprechende Beschlüsse. Daß das Vertrauen des Gemeinderates in solche Versprechen mindestens so rührend wie das eines Führerscheinneulings in einen Gebrauchtwagenhändler ist, zeigte sich wenige Wochen später bei der Frage, wer denn nun die Kosten der Volksbefragung bezahlen müsse. Bürgermeister Josef Dechant will jedenfalls die 1,7 Millionen Schilling vom Land einfordern. Good luck!