september-oktober 1997

Thomas Neuhold
kommentar

Ihr da oben - wir da unten II

Millionenspende für Frau Habsburg

»Ihr da oben - wir da unten«. So übertitelte der »kunstfehler« im Oktober vergangenen Jahres einen Kommentar zum dekadenten Treiben beim »European Art Forum«. Einen Sommer später ist eine römische Zwei hinter die Überschrift zu setzen. Damals wie heute geht es um die - für Kultureinrichtungen existentielle - Frage: Wie pleite ist eigentlich dieser Staat?

Nicht sehr! Wie sonst könnte es sein, daß eine der reichsten Frauen Europas, die Thyssen-Erbin Francesca Habsburg, für ihr privates Projekt »State of the Art« 5,5 Millionen Schilling Steuergelder geschenkt erhält? Das Multi-Media Spektakel am Anton-Neumayr-Platz ist dem Wirtschaftsministerium 2,5, dem Kunstministerium zwei und über Zusage von ÖVP-Landeshauptmann Franz Schausberger dem Land eine Million wert. Zusätzliche 650.000 Schilling kommen aus einem EU-Topf; macht in Summe über 6,2 Mille für die Dia-Show von Francescas Arch Foundation.

Es geht so einfach, wenn man zu den Reichen gehört! Während Andere Monate auf ihre Fördergelder warten müssen, kann es beim Land auch sehr schnell gehen. Habsburg hat am 20. Juni bei Schausberger mündlich angesucht. Die Zusage erfolgte schriftlich bereits am 3. Juli, obwohl die Summe im laufenden Haushalt nicht bedeckt ist. Irgendeiner anderen Einrichtung wird das Geld nächstes Jahr zweifelsfrei gestrichen werden.

Um keinen Irrtum aufkommen zu lassen: Zweifelsfrei ist gutes Geld auch schon für einen noch größeren Topfen verpraßt worden. Wenn aber ein sozialdemokratischer Kunstkanzler und sein Sekretär, ein schwarzer Wirtschaftsminister und ein ebenso schwarzer Landeshauptmann mitten im Jahr derart hohe Subventionen freihändig an den superreichen Seitenblicke-Hochadel vergeben, ist die Schieflage auch für jene offensichtlich, denen das Wort »Klassenkampf« sonst nicht über die Lippen kommt.

Wenn Frau Habsburg Anstand hätte, würde sie das Geld umgehend zurückzahlen, Salzburger Kultureinrichtungen oder wenigstens einem karitativen Zweck übergeben. Wie gesagt, »Anstand hätte«. Dem dürfte aber wohl nicht so sein, sonst hätte sie sich die Millionen ja erst gar nicht mittels heftigster Interventionen zusammengeschnorrt.