september-oktober 1997

Romana Klär
kommentar

1977 - 1997

Bei ihrer Gründung 1977 hatte sich die Bürgerliste in erster Linie den unmittelbaren Interessen der BewohnerInnen der Erhaltung der Salzburger Altstadt und des Grünlands verschrieben. Eigentlich sollte es nur »Politik auf Zeit« sein, die die »Gründerväter« - Bäckermeister Richard Hörl, Schauspieler Herbert Fux und Jurist Eckehart Ziesel - als Vertreter der »Vereinigten Bürgerinitiativen Rettet Salzburg« etwa zwei Monate vor der Herbstwahl 1977 zu einer Kandidatur für den Gemeinderat bewegte.

Doch was wäre das für eine Lebensqualität, wenn die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt taten -, weil machtlos zusehen müssen, wie korrupte Politiker mit Grund und Boden spekulieren, auf denen sie riesige Wohnsilos (beiderseits der Hellbrunner Allee) und Universitätsneubauten (Freisaal) errichten wollen und eine Schnellstraße (Südtangente) quer durch die Stadt planen? Zu Bürgerinitiativen formiert, konnten zwar innerhalb kürzester Zeit zigtausende Unterschriften gegen diese Projekte gesammelt werden. Eine Kehrtwende in der Kommunalpolitik der Landeshauptstadt schien den Kämpfern für »mehr Demokratie und Bürgerrechte« jedoch nur durch direkte Einflußnahme im Gemeinderat möglich. Bei den Protesten meldeten sich vor allem »selber Betroffene« zu Wort: Meist gutsituierte Anrainer und Hausbesitzer aus den südlichen Stadtteilen, die sich darüberhinaus gegen die »demolierte Schönheit« (Kunsthistoriker Walter Sedlmayr) ihrer Stadt zur Wehr setzten wollten. Die Altstadt bröckelte zu dieser Zeit nur so vor sich hin. Denn die Erhaltung der alten Gemäuer widersprach naheliegenderweise ebenfalls den Interessen der Verbandelten aus Politik und Bauwirtschaft.

Der Einzug ins Stadtparlament nach der Wahl 1977 brachte mit 5,6 Prozent der Stimmen auf Anhieb zwei Mandate. Bei der Wahl 1982 erreichten die Bürger - zu denen nur eine Frau auf der KandidatInnenliste zählte - sechs Sitze im Gemeinderat und einen Stadtratsposten (Verkehrs-Stadtrat Johannes Voggenhuber). »Politische Aufklärung trägt langsam ihre Früchte«, schrieb Günther Schneider damals in den Salzburger Nachrichten.

Einen entscheidenden Erfolg konnte die Liste 1985 mit dem Beschluß der »Grünlanddeklaration« verbuchen. Darin ausgewiesene Flächen sollten dauernd erhalten werden.

Viele konservativ-bürgerliche Wähler kehrten der immer aufgeschlossener agierenden Liste den Rücken. Die Folge: Zwei Mandate weniger bei den Wahlen 1987. Fünf Jahre später konnte sie jedoch wieder mit annähernd gleicher Stärke wie 1982 ins Schloß Mirabell einziehen. Neben den bürgerlichen StammwählerInnen verdankt sie diesen Erfolg einem großen Teil von Sympatisanten aus dem »alternativen Eck«.