september-oktober 1997

Sigi Maron
wenn und aber

oliver

in einem pavillon der infektionsabteilung. gang zirka zwei meter breit, sehr hoch, weisse quadratische fliesen an den wänden, ockerfarbige rechteckige fliesen am boden. nach dem eingang links zwei türen, die zu nebenräumen führen. rechts eine tür zum verbindungsgang, der in den nächsten pavillon führt.

am ende des ganges eine doppeltüre (schwenkflügel), auf beiden seiten von milchglasscheiben umrahmt, oberhalb der türe ebenfalls milchglas.

mein blick fällt auf das an der ersten türe angebrachte schild »abstellraum«, wandert nach rechts und dann zum ende des ganges, wo sich die doppeltüre gerade öffnet. heraus kommt eine krankenschwester.

sie trägt eine leibschüssel in der hand. ich frage nach seinem zimmer. sie zeigt, ohne etwas zu sagen mit dem kopf nach links zur ersten tür. ich klopfe an, höre ein herein und fahre ins zimmer. er liegt im mittleren der drei betten. ich erkenne ihn kaum, seine haut ist schwarz, seine lippen von irgendeiner salbe ganz weiss, arme und beine bis auf die knochen abgemagert. er blickt mich mit verschwommenen augen an, ich verstehe ihn kaum, so leise spricht er. ich frage wie geht es dir. er versucht ein lächeln. schmerzen sagt er, und das zaubern fehlt mir..

ich kann meinen blick nicht von seinem gesicht lösen.

so etwas dauert, aber irgendwann greift die behandlung, und warte, bis du erst wieder draussen bist. du wirst einer von den ganz grossen magiern. es dauert schon so lange, sagt er. du musst geduld haben, sage ich, das dauert.

eine träne läuft langsam auf sein kopfkissen und bildet dort einen kleinen, dunklen fleck.

mittwoch vormittag. draussen ist es nebelig, es regnet leicht. ganz leise hört man aus einem anderen zimmer »free falling« von tom petty.

ich schaue auf das fenster, vor dem der tisch mit zwei stühlen steht, sehe, wie der regen kleine bäche auf der scheibe bildet. verschwommen kann man im park einen kastanienbaum erkennen.

die krankenschwester kommt ins zimmer geht zu seinem bett, gibt ihm zu trinken, dann spannt sie das leintuch. nina kam eine stunde später zu besuch, sein bett war leer.