september-oktober 1997

Doc Holliday
schön und gut

»Rechte Durstlöscher?!«

Ein herbstliches Aufstoßen zu Ungerechtigkeit und Zensur.

Im Maiheft des kunstfehler rezensierte Ihr ergebener Autor bekanntlich das süffig zu lesende Aufklärungswerk »Bier! Das Lexikon«. Von diesem Kompendium, randvoll mit wohlformulierten Wahrheiten (und einigen Halbwahrheiten), mußte nun der Leipziger Reclam Verlag eine veränderte Zweitauflage herstellen: Die Vortrinker J. Roth und M. Rudolf hatten nämlich unter dem Stichwort »Licher Premium Pils« u.a. behauptet, daß die Licher-Brauerei eventuell »die Reps und anderes Pack finanziell unterstütze«. Die in Hessen beheimateten Brauer klagten auf Unterslassung, und da eine Bestätigung des Gerüchts in der Eile (noch?) nicht aufzutreiben war, wurden 2000 Exemplare der Erstauflage makuliert und in der Neuauflage das Stichwort gänzlich weggelassen. So weit, so schlecht. Aber dort, wo die Autoren tatsächlich »Unterlassungssünden« begangen haben, nämlich beim Ignorieren der österreichischen Spezialitäten, bleibt alles beim Alten. Verkehrte (Bier)Welt! Die nächste Klage wartet übrigens schon in den juristischen Startlöchern: Co-Autor Rudolf, selbst gelernter Brauer, bezeichnete in einem Interview den (deutschen) Brauerbund einen »Förderverein des organisierten Verbrechens«. Vielleicht hätte er ja eher auf das organisierte Erbrechen hinweisen sollen. Zuguterletzt noch eine wichtige Trinkregel: Bei jedem Schluck Zipfer Doppelgold, - Kellerbier oder Reininghaus setze man Hüte auf, um sie vor dieser Zelebration des Brauens ziehen zu können. Wohlsein!