jänner-februar 1998

Peter Truschner

Von niedergerissenen Wänden

Die Galerie 5020 erhält eine neue Geschäftsführung

Nicht erst seit der heftig geführten Diskussion im Rahmen von Karin Perneckers positiver Jahresbilanz steht fest: Gottfried Goiginger übernimmt - gemeinsam mit Hilde Fraueneder - für das Jahr 1998 die Geschäftsführung der Galerie 5020 in der Münzgasse.

Auch wenn einige Mitglieder der IG bildender KünstlerInnen Salzburgs die Beweggründe für die Ablöse Perneckers nicht nachvollziehen konnten, ist es doch eine Tatsache, daß ihr die Funktion als Geschäftsführerin von Anfang an als Interimsstellung angeboten worden war. Der Galerievorstand hatte dabei ein gutes Händchen bewiesen. Pernecker gelang es, die Galerie, die personalpolitisch lange gelähmt war, mit einem jungen, abwechslungsreichen Programm binnen kürzester Zeit wieder flott zu machen. Sie hat dadurch für ihre Nachfolger ein Fundament geschaffen, auf dem sich aufbauen läßt.

Gottfried Goiginger (39) und Hilde Fraueneder (36) verbindet ein fundierter kunsthistorischer Hintergrund. Die freie Kunsthistorikerin Fraueneder zeichnet dabei u. a. für mehrere Forschungs- und Ausstellungsprojekte (mit-)verantwortlich, während Goiginger neben seiner theorielastigen Ader als Grafiker und Künstler über einen direkten Zugang zur Praxis verfügt (zuletzt präsentierte er in der Galerie Eboran sein CD-Rom-Projekt »Enzyclopaedia«). Die Vorstellungen der beiden wiesen eine gewisse Unschärfe auf. Goiginger äußerte in seiner kurzen Selbst-Einführung die Absicht, sowohl den technologischen Input der Galerie zu erhöhen (eigene web-Seite, eventuell Produktion einer CD-Rom...), als auch den Zugang und die Arbeitsvorgänge des Bauchs der Galerie - der Büros - baulich transparenter zu gestalten und so den BesucherInnen stärker das Gefühl zu vermitteln, mitgestaltender Teil der Galerie zu sein. (Was an das berühmte »Projekt in der Galerie Claire« von Michael Asher erinnerte, der 1974, in einem frühen Stadium der US-Konzeptkunst, die Wände zwischen Galerie- und Büroräumen entfernen ließ.)

Letztendlich sollte nach Goigingers und Fraueneders Meinung die Realisation, (Re-)Präsentation und der Verkauf künstlerischer Arbeit Freiräume lassen bzw. wenn möglich sogar schaffen, um sich über Grundlegendes der eigenen Tätigkeit sowie des Tätigkeitsbereiches als solches klar zu werden (»Was ist Kunst ?«).

Hie und da wurden kritische Stimmen laut, die den Anspruch, der hinter diesem Programm offenbar wurde, als zu hoch gegriffen beurteilten. Goiginger und die offiziell nur halbtags beschäftigte Fraueneder würden - konfrontiert mit dem bürokratischen, politischen etc. Alltag - lernen müssen, sich zu bescheiden.

Aber vielleicht waren die Ausführungen von Fraueneder/Goiginger an diesem Abend auch deshalb etwas vage, weil sie - immerhin lange genug im Geschäft - genau wissen, daß erst die Auseinandersetzung vor Ort die Gewißheit darüber bringen kann, was sich wann bzw. ob überhaupt realisieren läßt. Jedenfalls scheint für Interessierte - oder solche, die es noch werden wollen - ein spannendes 5020-Jahr vorgezeichnet. (Was übrigens die Besetzung des etwas müde wirkenden Vorstandes der Galerie betrifft, kann sich Obmann Arthur Zgubic durchaus ein schnelleres Rotationsmodell vorstellen. Allein, es findet sich (fast) niemand, der die Anstrengungen des Ehrenamtes auf Dauer unentgeltlich auf sich nimmt...)