jänner-februar 1998

Wolfgang Drechsler

Bau auf, Bau auf ...

Ist das Volksheim noch zu retten?

Es ist ein Relikt aus vermeintlich besseren Tagen, einer Zeit, in der es fürs Kapital zumindest manchmal das korporistische »Staberl« auf die gierigen Finger gab, und man Globalisierung noch schlicht und einfach Kapitalismus nannte. Heute wirkt es, gebeutelt vom politischen Umbruch, grau und etwas hoffnungslos. Die Rede ist vom Volksheim.

Am Anfang stand auf dem heutigen Areal des Volksheims in Froschheim das Hotel Elisabeth. Es folgte der 2. Weltkrieg, und folglich stand fast nichts mehr. Dessen ungeachtet erwarb die Kommunistische Partei Ende der 40er Jahre unter dem damaligen Landesobmann und Landtags-abgeordneten Strasser den Grund samt Gebäuderesten. Schon bald begannen die Salzburger GenossInnen - alte Backsteine abhämmernd, den roten, sichelförmigen Horizont vor Augen - in mühevoller Eigenarbeit mit den Aufbau ihres Hauses. Ein schönes, großes und vor allem für das Volk offenes Haus sollte es werden.

Vom Krampus bis Minisex

Anfang der 50er Jahre war es dann soweit: Die Redaktion des Salzburger Tagblattes bezog ihre Räumlichkeiten, die politischen SekretärInnen schraubten ihre Leninbilder an die Bürowände und die Klasse an sich gab sich an Wochenenden im Saal dem antifaschistischen, sowjetischen Film hin. Vor dem Hintergrund der Ereignisse in Berlin und Ungarn zerfiel alsbald die Harmonie aus Klassenkampf und gutbesuchten Krampuskränzchen, sodaß das Volksheim zusehends an Öffentlichkeit einbüßte. Erst der zarte Hauch der revolutionären Studentenbewegung markierte das sehnlichst erwartete Ende der dürren Jahre.

Keinerlei Nettigkeiten wurden im Rahmen der zentralen Aktionsbesprechungen zum legendären Nixon-Besuch geplant, definitiv anders erging es den später geladenen Delegationen des Vietcongs sowie des ANC. Es war die Zeit der internationalen Solidarität und der Soundtrack dazu durfte nicht fehlen. Im rauchgeschwängerten Festambiente lauschte man den Klängen von Degenhardt bis Süverkrüp. Sicherlich mehr als eine Draufgabe war das engagierte Theater des Studenten Kurt Palm oder die MIS (Musikinitiative Salzburg) mit den Akteuren Punzenberger, Laber und Josh. Das Klima wurde unwirtlicher, Bands wie Chuzpe und Minisex erhöhten die Schlagzahl, und irgendwie wähnten sich alle um das Haus noch in dem, was man bisweilen noch eine lebendige Gegenkultur nannte.

Markt, Marx und Initiative

Im Zuge des Niedergangs diverser Bewegungen Anfang der 80er setzte sich die Lethargie (auch) in den Mauern des Volksheims fest. Diskutiert wurde dies und jenes, letztendlich dominierte das vertraute Njet der zentralen Finanzverantwortlichen. Wirklich kritisch gestaltete sich die Situation erstmals nach dem Abgang des greisen Patienten »Realsozialismus«. Das Volksheim wurde der zu 100% in KPÖ-Eigentum befindlichen WB (Wirtschaftsbeteiligungs GesmbH) unterstellt - ein Unternehmen, dem der Markt sicherlich näher als Marx ist. Ganz im Geiste des Abenteuers Wirtschaft kokettierten diese Verwalter noch bis vor kurzem mit dem Verkauf des finanzträchtigen Objektes, ein Umstand, dem sogar die durchaus geduldigen hiesigen GenossInnen mit Verweigerung begegneten. Verstärkung erhalten nun letztere von einer Gruppe engagierter Personen, die die oft postulierte Nutzung des Volksheimes als politisch sozio-kulturelles Zentrum endlich mit Substanz beleben wollen. Zunächst wird sich aber die alte Dame Volksheim einer gründlichen Behandlung unterziehen müssen, wobei die wichtigsten Sanierungsarbeiten durch den Verkauf eines bisher verpachteten parteieigenen Grundstückes finanziert werden. Wer daran dennoch zweifelt, für den hält der Hausverantwortliche Peter Eibl eine Portion proletarischen Selbstbewußtseins bereit. »Vieles kann und soll passieren, nur unter`m Hintern darf die Bude nicht zusammenfallen!« Ehrenwort?