jänner-februar 1998

Gerald Gröchenig

Versprochen und nicht gehalten

Der Bund schuldet dem Salzburger Filmkulturzentrum 1,6 Millionen

An die 43 Millionen Schilling wird der Umbau des Salzburger Filmkulturzentrums gekostet haben, wenn in den nächsten Jahren ausstehende Raten samt Zinsen beglichen sein werden. Während die Stadt 30 Millionen und das Land 10 Millionen davon übernommen haben, hat sich der Bund am Umbau dieser Einrichtung, die jährlich immerhin von 100.000 Besuchern frequentiert wird, bis jetzt mit ganzen 2 Millionen beteiligt. 1,6 Millionen sind trotz vertraglicher Vereinbarung noch immer offen. Die Vereinbarung stammt aus der Zeit von Unterrichtsministerin Hawlicek und besagt, daß sich der Bund mit 3,6 Mio am Umbau des Salzburger Filmkulturzentrums beteiligt. ÖS 600.000 wurden auch 1989 prompt überwiesen, mit den folgenden Raten von 300.000,- jährlich nahm man es nicht mehr so genau.

Bei der Eröffnung des neuen Kinos 1992 zeigte der damalige Minister Scholten Einsicht: er habe ein schlechtes Gewissen und werde die Zahlungen sofort nachholen. Die versammelte Festgemeinde hörte es mit Freude. Trotzdem fehlen heute noch 1,6 Mio, wobei von den Zinsen, die durch die verspäteten Zahlungen anfallen, erst gar nicht gesprochen wird. Einen weiteren Betrag haben die Kinobetreiber bereits abgeschrieben: Die mündliche Zusage seiner (damaligen) Parteikollegen aus Wien, sich mit 5,6 Millionen an den erhöhten Umbaukosten zu beteiligen, hat sich der ehemalige Kulturstadtrat Herbert Fartacek leider nicht sofort schriftlich bestätigen lassen.

Doch nicht nur das Vergessen einmal gemachter Zusagen für den Umbau gefährdet die weitere Arbeit des Kinos in Salzburg: Zahlten noch 1978 Stadt, Land und Bund jeweils ein Drittel der Abgänge der Kulturkinos in den Landeshauptstädten, so hat sich der Bund von diesem Usus schon längst absentiert. Heute ist die kontinuierliche Arbeit der Kinos in Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Linz und Salzburg die Kunstsektion ganze 1,5 Millionen Schilling wert, 300.000,-werden seit Jahren pro Einrichtung überwiesen. 500.000,- Schilling würde allein Salzburg vom Bund jährlich brauchen. Immerhin präsentieren die genannten 5 Kinos in ihren Häusern einem interessierten Publikum 80% der österreichischen Spielfilme. Würde es die kommunalen Kinos nicht geben, wären diese Filme zwar mit österreichischen Fördermitteln produziert, könnten aber wegen mangelnder Abspielstätten nirgends gezeigt werden. Von den vier Förderschwerpunkten Drehbuchförderung, Produktionsförderung, Verleih- und Filmstartförderung sowie Kinoförderung wird letztere sträflich vernachlässigt, was früher oder später auch alle anderen Aktionen sinnlos macht. Doch während die 5-tägige Diagonale mit sieben Millionen budgetiert ist, werden jene Abspielstätten, die sich kontinuierlich dem österreichischen Filmschaffen widmen, mit Almosen abgespeist.

Doch es sind auch die vielfältigen anderen Programme, die Einrichtungen wie »Das Kino« für ein funktionierendes Kulturleben einer Stadt unverzichtbar machen: man widmet sich der Filmhistorie, programmiert Reihen nach Zyklen, Epochen, Regisseuren, Themen, Gattungen, Genres, Retrospektiven, lädt Filmschaffende zu Gesprächen ein, usw. Alle diese Aktionen kosten Geld, das durch den Kartenverkauf allein nicht zu erzielen ist. Eine Bergfilmwoche kann trotz Massen von Besuchern wegen der anfallenden Mehrkosten (Anfertigen von Kopien, Versicherungen, Transporte, Übersetzungen, Simultanübersetzungen, Gerätemieten, doppelte Personalkosten, zusätzliche Technik, Broschüren, Konzeptarbeit, Pressearbeit, Einladung von Gästen) gerade noch ausgeglichen bilanziert werden. Alle diese Zusatzprogramme sind nicht mehr möglich, wenn die Förderung für den laufenden Betrieb (wie seit Jahren) eingefroren bleibt.

Kino-Geschäftsführer Michael Bilic bringt seine Eindrücke von der Förderpolitik des Bundes auf einen kurzen Nenner: »Die bauen eine reine Fassadenkultur, effekthascherisch, planlos, perspektivenlos, aber laut.« Seine Briefe an »Chefsachen«-Chef Klima und Staatssekretär Wittmann wurden bis heute nicht beantwortet. Einzige Reaktion war das Angebot zu einem Gespräch mit Wittmann-Sekretärin Kathrin Kneissl, das dann aber wegen Krankheit abgesagt wurde.

Wie ernst muß man in Wien die Arbeit derartiger - einst mitinitiierter - Einrichtungen nehmen, wenn man sich so wenig um Arbeit, Förderung oder Verträge schert. Und was darf man sich in den Ländern vom Bund für zukünftige Investitionen im Kulturbereich erwarten? Daß es das Sparpaket alleine nicht sein kann, zeigt wohl die Habsburg-Dia-Schau vom Sommer, für die man von heute auf morgen in Wien Millionen locker machen konnte.