jänner-februar 1998

Thomas Randisek
kommentar

Something Big

Kulturpolitische Vorschläge für einen anderen Stern

Wenn schon keine Winterolympiade in Salzburg, dann doch Gleichwertiges - so hat es sich jedenfalls ein erlauchtes Gremium erdacht, das kurz darauf mit der Idee einer Kultur-olympiade zum Mozart-Jahr 2006 aufwartete.

»Something big« muß her, um Salzburgs Ruhm in der Kulturwelt zu mehren. Ein Proponentenkomitee hat dazu Vorschläge eingebracht. Voraussetzung für die Mitarbeit und gleichzeitig einzig demokratische Legitimation: ein Monatsbezug von netto mindestens öS 100.000.-

Unter diesem Verdienst sind Visionen ein Fall für den Arzt und es saßen also dann: Gerard Mortier, Helga Rabl-Stadler, Francesca Habsburg, Taddeus Ropac, Unirektor Adolf Haslinger....

Denn in diesem Bundesland sollen künftig große Kekse gebacken werden: Salzburg soll 2006 europäische Kulturhauptstadt werden, das Hollein-Projekt soll nun doch in den Mönchsberg gebohrt werden, das Kleine Festspielhaus soll umgebaut werden - Kunst und Kultur als Jubelereig-nisse für die herrschenden Zustände eben.

Es ist befremdend: Salzburgs Kulturpolitiker lernen aus gemachten Fehlern nicht. Denn statt des european art forum gibt es 1998 - Linz hat es vorgemacht, Salzburg zieht nach - ein Symposion über Medienkunst, organisiert von: Francesca Habsburg.

Wieder einmal mußten die Salzburger Kulturstätten die Vorschläge dieser Berufenen aus den Medien erfahren, nicht einmal der Landeskulturbeirat wurde von den Vorhaben informiert. Öffentliche Ausschreibungen oder breit angelegter Diskurs sind hierzulande tabu.

Wieder einmal ist 1998 das Kulturbudget des Landes gesunken, doch die feinen Schnösel spekulieren wohl nicht zu Unrecht auf finanzielle Unterstützung auch der öffentlichen Hand. Milliardenforderungen werden zum x-ten Male ausgegraben, die Förderungen der Kulturinitiativen aber stagnieren. Freilich, solche Sorgen haben derartig Berufene nicht. Kleiner Trost und in einem Nebensatz dieser Visionäre angedacht: 2006 sollen die Kulturinitiativen höhere Förderungen erhalten. Bis dahin bitte durchhalten.

»Something Big« - das sind Visionen von Vorstadtvillenbewohnern, deren Unterstützung durch Salzburger Kulturpolitiker gesichert ist. Nur solche Visionen dürfen das Licht unserer Provinz erblicken. Das politisch sanktionierte Ausbremsen der Kulturinitiativen durch eine kleine Elite ist ein kulturpolitischer Ansatz von anno dazumal, hat in Salzburg aber noch Zukunft.