jänner-februar 1998

kurzfehler

kurzfehler

Who's side are you on, boy? Diese Frage muß sich vor allem Vizebürgermeister Heinz Schaden von den Kulturinitiativen der Stadt gefallen lassen. Dessen vorgespielte Kulturfreundlichkeit findet stets beim Budget sein Ende. Entgegen seinen Zusagen haben Salzburgs Sozialdemokraten (»Kämpfen Salzburg, Kämpfen«) einem Kulturbudget zugestimmt, das den finanziellen Notstand für die freien Kulturinitiativen zementiert.

Kulturpolitische Perspektivenlosigkeit als städtischer Dauerzustand? Ja, wenn es nach dem Willen von ÖVP, SPÖ, FPÖ, Autofahrern, Demokratie 92 und Liste 10 geht. Nein, sollte es jemals nach der Bürgerliste gehen. Die haben das

vorgelegte Stadtbudget auch mit Hinweis auf die kritische Situation im Kulturbereich abgelehnt.

Heimat ist..., so heißt der im November in der Mozartstadt gedrehte Pilotfilm zur gleichnamigen Serie über einen aus Afrika stammenden Nachttaxifahrer. Es überrascht kaum, daß Siegfried Mitterndorfer in seiner Funktion als F-remdenverkehrsstadtrat auf das Ansuchen um eine Unterstützung bei den Aufenthalts- und Übernachtungskosten des Drehteams kategorisch abgelehnt hat. Schließlich kommen bei dieser Verfilmung wahrer Begebenheiten nicht bloß positive Erlebnisse, sondern auch der einmal mehr, einmal weniger versteckte alltägliche Rassismus zur Sprache, und eine Anfälligkeit für solches Verhalten vermag der Fremden-Verkehrssstadtrat »im Alltag weder bei den Salzburgern, noch bei allen anderen Österreichern zu erkennen.« Insoferne sei der Film eine »bösartige Verdrehung von Tatsachen« und »Ergebnis des vorherrschenden Zwanges zur politischen Korrektheit.« Es verwundert auch gar nicht, daß die »Krone« gleich über Mitterndorfers Fax an die Produzenten vom Salzburger »Studio West« Bescheid wußte und unmittelbar darauf ein empörter Artikel über »einen abschreckenden Film« mit dem bezeichnenden Titel »Steuergeld für eine Nazi-Beschimpfung« erschien.

Andreas Gruber, Wehrdientsverweigerer aus Salzburg (der »kunstfehler« hat ausführlich berichtet), ist nun rechtlich voll rehabilitiert. Gruber, der im Herbst 1996 seiner Einberufung zum Heer nicht Folge geleistet hatte, wurde auch im Berufungsverfahren freigesprochen. Wie schon vom Bezirksgericht wurden Gruber auch von der zweiten Instanz Gewissensgründe und mangelnde Strafwürdigkeit der Tat zuerkannt. Von einem Präzedenzurteil könne man jedoch nicht sprechen, warnte Verteidigerin RA Ingeborg Haller gegenüber dem »kunstfehler« vor voreiligen Nachahmungen. Der Freispruch ihreres Mandanten beruhe überwiegend auf der besonderen Fallkonstruktion. Andreas Gruber gehörte zu jener Gruppe von Frist-Versäumern, die 1994 in die Mühlen des neuen Zivildienstgesetzes geraten sind. Diese umstrittenen Gesetzesregelungen seien mittlerweilen aber wieder saniert, so die Anwältin.

»Schmankerl« nennt sich eine neue Initiative, die im Rahmen der »Ge-meinnützigen Arbeit« von Land, Stadt und AMS als Beschäftigungsprojekt für Langzeitarbeitslose gegründet wurde. Wie der Name schon verrät, handelt es sich bei dem in der Glockengasse angesiedelten »Schmankerl« um einen Gastronomiebetrieb, der sowohl eine Gaststätte hat, als auch Mittagsmenüs auf Bestellung liefert. Die Idee einer gemeinnützigen Gastronomie klingt gut, ein bißchen wie »Volxküche«. Und prompt läuft die FP dagegen Sturm: Die umliegenden Wirte würden »in arge Not getrieben«, heißt es in einer Presseaussendung. Die Freiheitlichen haben offensichtlch wenig Vertrauen in die Qualität der heimischen Gastronomie, die schon angesichts eines kleinen Sozialprojektes Pleite geht.

Winter-Olympia 2006 adé! Wenn Unglaubliches unerwartet eintritt, gibt es erwartungsgemäß noch Unglaublicheres. So halten sich Salzburgs Olympioniken aus Wirtschaft, Fremdenverkehr und Politik nicht einmal die Hand vor den Mund, wenn sie aussprechen, warum sie denn nun so stinkesauer auf das ÖOC sind. Denn die Entscheidung für die Spiele ohne Grenzen (»Senza confini«) zwischen Kärnten, Friaul/Julisch-Venetien und Slowe-nien kann ja nur aus »politischen« und nie und nimmer aus »sportlichen« Erwägungen getroffen worden sein. Es ist ja auch wirklich ganz unsportlich eine Olympiade zu planen, die »obendrein zu zwei Drittel im Ausland« stattfindet (Saalbachs Bürgermeister Peter Mitterer). Und wer die »sportliche« Dimension des verhinderten Wintersportlers Wolfgang Amadeus Mozart, der, würde er heute leben, erwiesenermaßen nicht nur unnötigen Dumpf-Techno à la Gulda machen würde, sondern auch begeisterter Skifahrer/Snowboarder wäre, nicht im Sinne Salzburgs würdigt, braucht sich auch nicht wundern, wenn ihm der dritte Landtagspräsident Wolfgang Haider (FPO) das Wort »Schiebung« entgegenschmettert. Immerhin sind ja auch seine Kärntner Parteikollegen fest davon überzeugt, daß es südlich der Karawanken nicht mit rechten Dingen zugeht. Und da muß man eben auch dieses schwere, dem olympischen Gedanken Salzburger Prägung völlig fremd(artige) Foul des ÖOC EU-kritisch hinterfragen. Aber keine Angst! Salzburg könnte noch mit Bayern (bekanntlich irgendwie kein so richtiges »Ausland« und 2006 genau 190 veranstaltungspotenzierende Jahre ohne das Erzbistum Salzburg registriert) olympionieren. Außerdem hat Landeshauptmann Schausberger für 2006 zur »kulturellen Olympiade« (Opern-Zehnkampf? Mozartkugelstoßen?) aufgerufen, der man sich nun mit »mit voller Kraft« widmen will. Dazu gibt es auch schon eine Initiative, die Salzburg als »richtungsweisende Kulturstadt im Mozartjahr 2006« herausputzen will. Mit dabei u. a. Francesca von Habsburg. Und so freuen wir uns jetzt schon auf die Errichtung eines dritten Stadtbergs als ideale Leinwand für blaublütig-kultiviertem Sportsgeist verpflichtete Dia-Abende.

Die Jugendservicestelle sucht junge Leute mit Humor - und zwar für einen Comedy-Workshop mit dem Comedy-Künstler und Kabarettisten Peter Freeman (22.-24.2. im Rockhouse). Nähere Informationen gibts in der Jugendservicestelle unter 8072/2153.

2568 ehrenamtliche Stunden wurden 1996 im Kulturforum Hallein geleistet und haben der ehemaligen Salinenstadt zum Ruf einer Kulturstadt verholfen. Doch die Stadt Hallein ist pleite. Und gespart wird wie immer bei den Ermessensausgaben und da an erster Stelle bei den Kulturausgaben. Bis heute hat Friedl Bahner, Geschäftsführer des Kulturforums noch keine Zusage über die Förderungen 1998. Ein Programmkonzept kann er erzwungenermaßen nicht vorlegen - bitte warten bis zum zweiten Quartal des Jahres 1998 heißt die Halleiner Kulturdevise.

Für die Wehrmachtsausstellung, die vom 7. März bis 13. April im Stadtkinosaal zu sehen sein wird, plant der Verein »Erinnern!« ein umfangreiches Begleitprogramm. Über 20 Initiativen und Institutionen - vom Bildungshaus St. Virgil über die Grüne Bildungswerkstatt bis zur ARGE Kulturgelände Nonntal - werden sich an den rund 30 Veranstaltungen beteiligen. Der thematische Bogen spannt sich dabei vom »Zusammenleben von Verfolgten und Verfolgern in Lateinamerika« (ÖIE) über das »Feindbild Österreich-Serbien« (Friedensbüro/St. Virgil) bis zur »Wehrmacht in Nordafrika« (Afro-Asiatisches Institut).