jänner-februar 1998

Didi Neidhart
gehört

Jörg Fauser: Fauser O-Ton

(Trikont/Hoanzl)

Nicht von ungefähr bringt das Mü-nchner Label Trikont Gedichte und Geschichten von Jörg Fauser zehn Jahre nach seinem Tod ausgerechnet als Tonträger, auf zwei CDs samt Begleitheft, heraus. Tatsächlich tut sich bei Fausers lakonischem Tonfall und seinen messerscharfen, dabei so gänzlich lapidaren, beiläufigen Sprachbildern in deutschen Zungen nur äußerst selten gehörte Musikalität, ein mitreißender Swing der Worte auf; so man unbedingt will, ergeben sich sicherlich Anknüpfungspunkte zu den Glanzlichtern diskursiv groovenden Pops (von Blumfeld bis zu den Nuts) auf. Bei Fauser, Jahrgang 1944, erklingt die Sprache der Beat-Poeten einmal nicht, wie hierorts üblich, pathetisch und anmutig, auf daß Sinn mit dichterischer Versiertheit vernebelt wird: »Ginsberg würde jetzt loslegen, ich warte darauf, daß jemand klingelt und mit Bier und anderen Gedanken kommt« (Bockbierabend). Statt vorauseilender Gespreiztheit be-schreibt Fauser ganz trocken, zurückgenommen und dabei so plastisch die kalte, dreckige Welt der Verlierer, die eben nicht bloß wie die Abziehbilder Chandler-Romanfiguren wirken, sondern lebendige Begegnungen in den Slums im London der Mittsechziger, den Opiumhöhlen in Istanbul einige Jahre später und irgendwelchen tiefen Eckkneipen überhaupt festhalten. Nur selten haben alkoholgetränkte Mythen amerikanischer Literatur in unseren Breiten soviel gutes gezeigt.