jänner-februar 1998

Didi Neidhart
gehört

PATTI SMITH: Peace & Noise

(Arista/BMG)

Nach langer Pause und der letztjährigen Comeback-CD »Come Again«, überrascht Patti Smith nicht nur dadurch, daß es nun wieder eine CD gibt. War »Come Again« noch ein mitunter schmerzhaft zu hörendes Lebenszeichen als Trauerarbeit (ihr Mann, der Ex-MC5-Gitarrist Fred »Sonic« Smith, war kurz vor den Aufnahmen überraschend gestorben), so kommt man bei »Peace & Noise« nicht umhin, nach dem ersten Eindruck an Floskeln wie »alte Frische« zu denken. Das mag auch daran liegen, daß diesmal wieder Musiker der »alten« Patti Smith-Band mitspielen. Viel eher handelt es sich hier aber um einen befreienden Rundumschlag, der zwar auf bekannte Qualitäten setzt, diese jedoch mit der experimentellen Frühphase von Patti Smith kurz-schließt. Tracks wie »Spell« (eine vertonte Fußnote zu Allen Ginsbergs »Howl«) und der Studio-Jam »Memento Mori« sind demnach auch näher an Klassiker wie »Piss Factory« angelehnt, denn an irgendwelchen anderen Patti Smith-Trademarks. »Peace & Noise« verströmt eine Kraft und Schroffheit, die sich jeder Selbst-ikonisierung widersetzt und dabei Widerhaken ausschleudert, deren reiche Saat erst noch beim Aufgehen ist. Nicht umsonst wird die CD, die William Burroughs gewidmet ist, mit dem Track »Waiting Underground« eröffnet.