märz 1998

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Mitteilungsblatt: Kameradschaft aktiv

Unverschämt tarngrün und kleinformatig, dazu noch aktuell, kritisch und informativ. Ja, und die paßt so richtig in jede Landsertasche. Wenn das nicht die allseits begehrte Zeitung des Salzburger Kameradschaftsbundes mit dem schlichten Titel »Kameradschaft Aktiv« ist.

Mit etwas steifen Fingern - eine bleibende Erinnerung an die Heimatverteidigung in den unendlichen Weiten der ukrainischen Ebenen - schlägt man die ersten Seiten auf und vernimmt sogleich zufrieden, daß die Welt noch so vertraut sein kann.

So konstituiert sich - ausgestattet mit allerlei skurrilen Devotionalien - eine recht lebendige symbolische Gemeinschaft aus 36.000 Mitgliedern in 183 Ortsgruppen im Bundesland Salzburg, die sich vornehmlich über Ausgrenzung definiert, und dies auch in schriftlicher Form eines Mitteilungsblattes dokumentiert wissen will. Bedauerlicherweise wird »soldatischen Organisationen in den Medien zuwenig Gehör gegeben«, während man im Hinblick auf die »objektive Wahrheitsfindung« der Öffentlichkeit einiges anzubieten hätte. Ein Zuviel an Öffentlichkeit kann aber auch verunsichern. Trotz dem laut letztem Delegiertentag postulierten vollen Vertrauen in die Einheit, muß dem gegenwärtigen Versuch der »Umpflügung der Vergangenheit durch Historiker und Pseudowissenschaftler« wachsam begegnet werden. Korrekt sind Milizschießen in Glanegg, Ratschläge von wohlmeinenden Freunden Deutschlands und der Ehrenbecher aus Zinn als Geschenk für »unsere Frauen«.

Schlechte Karten also für den »durch den Zusammenbruch des Kommunismus der osteuropäischen Diktaturen« heimatlos gewordenen Personenkreis rund um die Ausstellung »Vernichtungskrieg - Verbrechen der Wehrmacht« deftiger schlicht Protagonisten »geistiger Umweltverschmutzung« genannt. Denn wer Theorien wie »des von England und der Sowjetunion provozierten deutschen Jugoslawienfeldzuges« bezweifelt, dem gebühren mehr als die obligatorischen zwanzig Liegestützen am Kasernenhof.

Daß männerbündlerisches Zu-rechtweisen von Heimatbeschmutzern eine durchaus lohnende Aufgabe ist, dafür trägt der Salzburger Landeshauptmann und nicht-umpflügende Historiker Franz Schausberger Rechnung. So wurde dem Antrag des Kameradschaftsbundes, sich mit dem Salzburger Landeswappen zu schmücken, mit der Begründung seines friedlichen gesellschaftlichen Wirkens seitens des LH zugestimmt. Bei diesem Umstand, gepaart mit dem Verleihungstermin kurz vor Beginn der Wehrmachtsausstellung, handelt es sich aber keineswegs um ein politisches Signal. Lediglich LHStv. Buchleitner will dies nicht zur Kenntnis nehmen und fordert auf Grundlage eines klaren »ja-aber« weinerlich »eine kluge Geste des Ausgleichs«. Vor diesem Hintergrund erfährt der negative Bescheid für den ARGE-Nonntal-Antrag eine unfreiwillige Wertsteigerung.

Letztendlich gilt es jedoch - unabhängig von Wehrmachtsausstellung hin, Landeswappen her, - immer noch, das Kleine im Großen hervorzuheben. Zahlreiche lustige Berichte über bewegende Treffen, Abberufungen zur Ewigen Armee und gutgemeinte Weisen wie »Kameraden, kauft nur bei Kameraden« unterstreichen wohl die wahre Stärke von »Kameradschaft Aktiv«.