märz 1998

Didi Neidhart
zu gast

Heimspiel

Im Jänner und Februar ging die »Heimspiel«-Reihe, bei der österreichische (Newcomer-)Bands die Möglichkeit bekommen, außerhalb der lokalen Szenezusammenhänge auch im überregionalen Rahmen, sprich Linz, Wien, Salzburg, Graz, Live-Erfahrungen zu sammeln, in die zweite Runde. So gastierten am 30.1. unter dem Motto »Dance-Experience Night« die Bands Jetcorder, Preed, Le Jaquces Brel Massacre, Toxic Lounge (Fetish 69-Side-Project) in der ARGE-Nonntal und gab es am 20.2. eine »Pop-Night« mit Shelley, Circa Grün, Heiligenblut, The Crooks und Paradise Now. Wobei die an sich gute »Heimspiel«-Idee (Bands werden durchs Land geschickt, die Szenen wachsen zusammen) jedoch immer noch an mitunter stark schwankendem Publikumsinteresse (ohne bekanntem Headliner sinkt die Risikobereitschaft beträchtlich), den unterschiedlichen strukturellen Gewachsenheiten der jeweiligen Szenen und hausgemachten Kinderkrankheiten leidet. Dazu Rainer Krispel, Musiker (Danke), Journalist (Chelsea Chronicle) und »Heimspiel«-Mitinitiator: »Die Grund-idee wurde von Linzer Musikern und Musikerinnen Ende der 80er/Anfang der 90er sehr hart erstritten, um den Posthof in die Pflicht zu nehmen, endlich auch etwas Konstruktiv-Produktives für lokale Acts zu machen, die zuvor eigentlich nur in der Stadtwerkstatt und der KAPU, Auftrittsmöglichkeiten hatten und sich stark und wichtig genug fühlte, auch in einem größeren Rahmen akzeptiert zu werden. Die Idee, dieses Konzept auf überregionale Ebene zu heben fand ich sehr gut. Aber es spielt sich immer noch zu viel im Ghetto ab. Ich fände es besser, wenn Bands und Szeneaktivposten, d. h. Leute, die vor Ort als Musiker, Schreiber oder Einsager tätig sind, Programme zusammenstellen würden. Sowohl mit österreichischen wie auch mit internationalen Acts. So eine Kombination könnte schon eine gute Eigendynamik entwickeln.« Stellt sich die Frage, ob unterschiedlich große Säle und der damit verbundene unterschiedlich wahrgenommene Publikumszuspruch (ein kleiner Saal ist schneller voll als eine mittlere Halle) nicht doch zu gewissen Frustmomenten bei den beteiligten MusikerInnen führen. Rainer Krispel: »Leider wird es auch für die Häuser immer schwieriger, heimische Bands als Vorgruppe zu bekommen, da die meisten ausländischen Bands sewhr oft schon zwei Support-Acts mithaben. Aber die Möglichkeit in der ARGE, dem Posthof oder der Szene Wien spielen zu können, kann von seiten der Bands nur als positive Erfahrung gewertet werden. Es geht halt wirklich darum, daß die Abende einfach gut programmiert werden. Die Veranstalter können nicht einfach sagen, heute machen wir vier heimische Bands und damit hat es sich. Es müssen die Grundkonzepte stimmen. So etwas wie diese Netzwerk-Idee kann nur funktionieren, wenn auch auf organisatorischer Seite mehr Leute zugelassen werden, die dann spezielle Sachen betreuen. Ich kann aus eigener Erfahrung nur sagen, daß die Mehrfachfunktion Musiker/ Veranstalter/Schreiber mehr bewegen kann, als einfach einmal im Jahr durchs Land geschickt zu werden oder zu schicken. Es ist eine Legende, daß es in den Heimspiel-Backstageräumen immer zu großen Verbrüderungsszenen zwischen den Bands kommt. Aber man kann so etwas natürlich forcieren, indem man schon im Vorfeld den ganzen Event anders plant, als einen normalen Konzertabend.«

P.S.: Am 28.2. gibt es zum Abschluß des heurigen »Heimspiels« eine HipHop-Night mit texta, Schönheitsfehler und Total Chaos. Don't Miss It!