märz 1998

Ursula Rotter

Firmenkinder

Der Europark geht neue Wege in der Kinderbetreuung

Eigentlich ist die Errichtung von Kinderbetreuungseinrichtungen Sache der öffentlichen Hand. Trotzdem hat man sich im Europark dazu entschlossen, auf eigene Kosten eine solche Einrichtung zu machen. Und diese Kindergruppe sollte eigentlich schon eine Zeitlang laufen - doch die Bürokratie... naja. Mittlerweile ist Marcus Wild, Centermanager des Europark, schon froh, daß er die »altersgemischte Kindergruppe« nach Montessori Anfang März endlich eröffnen kann.

Die Idee, in einem Riesen-Betrieb, in dem überwiegend Frauen beschäftigt sind, eine solche zu schaffen, ist bestechend: Kind(er) und Mutter gehen gemeinsam aus dem Haus, trennen sich erst am Arbeitsplatz der Mutter, spielen bzw. arbeiten.

Doch ganz so einfach ging es nicht. Noch vor drei Monaten waren laut »Salzburger Tagesbetreuungsgesetz« alle Kinderbetreuungseinrichtungen verpflichtet, Elternbeiträge von S 1.600.- bis S 6.000.- für die Ganztagsbetreuung zu verlangen, um überhaupt an den Subventionstopf zu kommen. Das Land finanziert das Personal einer Einrichtung nämlich nur dann, wenn die Betreiber sich an diesen vorgegebenen Rahmen halten. Im Europark verstand man die Kindergruppe aber auch als Sozialleistung für Beschäftigte und weigerte sich, den geforderten Mindestbeitrag einzuheben. Statt dessen wurde auf eine Änderung des Landesgesetzes gedrängt. »Das auch geschafft zu haben, darauf bin ich schon sehr stolz«, meint der zweifache Vater Wild.

Seit kurzem ist es nun legal möglich - bei entsprechender wirtschaftlicher Potenz des Betriebes - einen niedrigeren Beitrag zu verlangen: Im Fall Europark S 1.000.- für die Ganztagsbetreuung. Einer Staffelung nach Einkommen, bis hinauf zum Höchstbeitrag, entkommt aber selbst die erste österreichweite Modell-Einrichtung (altersgemischte Gruppe in einem Shopping-Center) nicht. Was den Betreibern »Spiel&Co« (ein Ableger der »Spielzeugschachtel«) und dem Center-Management natürlich nicht so ganz paßt, denn immerhin hat allein die Errichtung der Kinderbetreuungsstätte bereits stattliche drei Millionen gekostet.

Trotzdem wird es mit 1. März »Kinder an die Macht« im Europark heißen. Denn Adele Liedl, die Betreiberin, und Elfi Nedwed, die verantwortliche Kinder-Pädagogin, sind davon überzeugt, daß sich die Kinder ihren »Lebensraum« Shoppingcenter nach und nach zu eigen machen werden. Die Voraussetzungen dafür sind ja auch wirklich gut: Geöffnet wird ganzjährig von 7.30 bis 20 Uhr, samstags von 7.30 bis 17.30 Uhr. Da bleibt für die insgesamt 30 von der Landesregierung bewilligten Kinder genügend Zeit, den Mikrokosmos hinter der glänzenden Fassade zu erobern. Elfi Nedwed hofft, »ihren Kindern« die Arbeitswelt der Eltern verständlich zu machen, indem sie mit den Kindern die hauseigene Backstube, Büros, Restaurants etc. besucht.

Außerdem steht die Betreuungseinrichtung den Eltern jederzeit offen. Die Mütter und Väter sind eingeladen, in einer Pause bei den Sprößlingen vorbeizuschauen und beispielsweise mit ihnen Mittag zu essen. Und auf noch eine Besonderheit legen alle Beteiligten wert: Sollten Mutter oder Vater - aus welchen Gründen auch immer - den Job im Europark verlieren, so dürfen die Kinder noch vier Monate in der betriebseigenen Einrichtung bleiben, damit sich die Eltern in aller Ruhe eine neue Arbeit suchen können.