märz 1998

Doc Holliday
wenn und aber

Der definitive Countdown zur Fußball-WM 98 - Teil 1

Die nächste WM ist bekanntlich immer die Schönste. Und in nicht einmal vier Monaten ist es wieder so weit. Bertis Buben aus dem Deutschen Reich führt ihr Frankreich-Feldzug 98 gegen die USA, Jugoslawien und den Iran. Ein gutes halbes Dutzend Kriege hat es im 20. Jahrhundert zwischen diesen Ländern gegeben. Besonders USA - Iran sollte das Potential haben, als »Schwippschwägerin aller Schlachten« in die Geschichtsbücher einzugehen. Die ehrenvolle und überaus notwendige Aufgabe, Deutschland schon in der Vorrunde aus dem Bewerb zu kicken, scheint schwierig genug, sodaß kein Streit unter den Gegnern, wer denn nun fundamentalistischer sei, entschuldigt werden kann. Österreich bekommt es bei der siebten Finalturnierteilnahme mit Italien, Chile und Kamerun zu tun. Mit einigem schlechten Willen könnte das die Gruppe mit einem neuen Rekord an roten Karten werden. Zumindest falls sich die Kicker am WM-Match Italien - Chile von 1962 orientieren: Das endete in einer Massentreterei mit Boxeinlagen. Die kurioseste Gruppe besteht aus Argentinien, Japan, Jamaika und Kroatien. Spielen die Werks-Kamikazes gegen die überraschenderweise Reggae-Boyz genannten Jamaikaner, wird so mancher Spätheimkehrer wohl glauben, ihm/ihr seien verbotene, bewußtseinsverändernde Substanzen ins Coca Cola gemixt worden. Womit wir natürlich auf gerader Linie bei den Argentiniern sind, die den Begriff »Fußball bizarr« bisher definierten: 1978 wurden sie im eigenen Land während der faschistischen Militärdiktatur mit einem marxistischen Trainer (Menotti) Weltmeister. Maradona erklärte 1986 ein Handtor damit, daß sich Gott eingemischt hätte. Im gleichen Stil macht nun Nationaltrainer Daniel Passarella weiter: Er verbot den Spielern, Ohrringe zu tragen, und schickte alle Langhaarigen zum Friseur (dazu muß man wissen, daß er selbst Stopper des siegreichen 78er Teams war, in dem lange Federn nahezu Grundvoraussetzung waren, um überhaupt aufgestellt zu werden). Erlaubt hingegen ist ab sofort Sex vor den Spielen. Allerdings dürfe es nicht im Hotel getrieben werden! Wo sonst, fragen sich interessiert Spanner auf der ganzen Welt. Vielleicht auf dem Trainingsgelände, oder doch auf dem Parkplatz? Das ÖKM und andere Fachzeitschriften werden davon berichten. Ansonsten bin ich der Meinung, daß das Deutsche Größenwahnsinnsreich rechtzeitig geschlagen werden muß!