april 1998

Thomas Neuhold
kommentar

Theaterkrise - Vertrauenskrise?

Salzburgs Theaterszene kommt nicht zur Ruhe. Nachdem sich die E-Bühne im Petersbrunnhof, laut begleitendem Kontrolleur Willi Rehberg, im vergangenen Jahr von ihrem finanziellen Tief etwas erholt und die Überschuldung von sieben auf rund vier Millionen abgebaut hat, platzte im März diesen Jahres die nächste Bombe: Das »Kleine Theater« ist mit rund 5,2 Millionen Schilling überschuldet und ohne Hilfe von außen finanziell am Ende.

So unterschiedlich die zwei Bühnen auch sein mögen, so ähnlich waren die Reaktionen auf die Theaterkrisen. Beiden Häusern setzte man in Gestalt des Ex-Managers und langjährigen Leiters der Salzburger Jugendbühne, Willi Rehberg, einen Betriebsfremden in die Buchhaltung. Und in beiden Fällen gab es mit Arno Fischbacher und Claus Tröger auch gleich die Buhmänner. Insbesonders kränkten sich die KulturpolitikerInnen darüber, daß sie von den einst Gefeierten falsch, nicht rechtzeitig oder überhaupt nicht informiert worden seien, daß das Vertrauensverhältnis mißbraucht worden sei.

Man/frau mag den beiden Theaterleuten ja einiges vorzuwerfen haben: Fischbacher wie Tröger wurden auch von anderen Kulturstätten wiederholt kritisiert, insbesonders weil sie über die Situation ihrer Häuser zulange schwiegen und letztlich damit Subventionsgelder aus dem Kulturtopf binden, die anderen Einrichtungen fehlen werden. Aber, hat sich einmal eigentlich jemand der verantwortlichen KulturpolitikerInnen gefragt, warum Fischbacher und Tröger nicht früher - vielleicht anfangs auch nur in einem vertraulichen Vieraugengespräch - die Karten offengelegt haben, um gemeinsam mit der Politik nach Lösungen zu suchen. Sind die beiden einfach nur verlogene Hunde - wie alle anderen Kulturschaffenden auch? - oder gibt es nicht vielmehr zwischen »der Kultur« und den ihr zugeordneten MandatarInnen eine massive Vertrauenskrise?

Wer jemals erlebt hat, mit welcher Arroganz und Inkompetenz im städtischen Kulturausschuß über Projekte, Initiativen und Personen inquisitorisch zu Gericht gesessen wird - oft auch nur um persönliche Rechnungen zu begleichen oder um politisch-ideologisch motivierte Spielchen zu spielen - kann verstehen, warum viele PolitikerInnen von Kulturleuten nicht als vertrauenswürdige Partner sondern als Gegner angesehen werden. Oder wirkt die von einem prominenten Kulturpolitiker gegenüber einem Vertreter eines noch prominenteren Salzburger Orchesters geäußerte - und dem »kunstfehler« glaubhaft überlieferte - Frage, »Wer wählt mich, wenn ich euch fördere?«, vertrauensbildend? Und wen wundert’s eigentlich, daß, wenn für die Hobbys einer Frau Habsburg jene Millionen fließen, die anderen aus »Budgetnöten« vorenthalten werden, jegliche Glaub- und Vertrauenswürdigkeit »der PartnerInnen« in der Politik dahin ist?