april 1998

Mario Jandrokovic

Alles Basis!

Die »Basistage«: Neue Wege »nicht-entfremdeter« Kunstvermittlung

Bundeskuratorin Lioba Reddeker (siehe Interview Seite 14) und der Kurator Ulrich Mellitzer, Jahrgang 1963, der sich mit seiner früheren Tätigkeit in der Salzburger Galerie 5020 und mit Ausstellungsprojekten von Wien bis Paris einen Namen gemacht hat, haben mit den »Basistagen» ein vielversprechendes Projekt ins Leben gerufen. Nach Innsbruck kommt nunmehr Salzburg mit einer dreitägigen Veranstaltung an die Reihe, die ein wenig nach einem groß angelegten Tag der offenen Tür in KünstlerInnen-ateliers wirkt und ein wenig nach einer mit hochrangigen VermittlerInnen und TheoretikerInnen besetzten Talkrunde an den Produktionsstätten der Kunst. Linz und - in kleinerem Ausmaß - Klagenfurt werden folgen. Einerseits geht es bei den »Basistagen« darum, den Gravitationskräften in Richtung Bundeshauptstadt entgegenzusteuern. Auch wenn die künstlerische Produktion vor Ort international allenfalls mithalten könne, nehme die Nomenklatura der Kuratorenschaft und anderer Opinion-Leader in erster Linie nur Wien wahr. Nunmehr werden die VertreterInnen des Zentrums, unter anderem aus Israel und Kanada, in die Peripherie des Salzburgerischen geführt, um mit einer bunten Palette an künstlerischer Arbeit vor Ort vertraut zu werden.

In Innsbruck folgten auf die »Basistage» die gewohnten galligen Kommentare, die einerseits die nicht unbedingt uninteressante Frage aufwarfen, wie fruchtbringend für die Kunstschaffenden dieser Appendix eines globalisierten Kunstdiskurses auf Durchreise sei; andererseits schoß man sich - eher diskursscheu - auf die eher polternde denn präzise Forderung nach einer sofortigen Besserstellung der KünstlerInnen ein. Der 18. und 19. April werden zeigen, welche Ergebnisse die Auseinandersetzung zwischen Fachpublikum und den Kunstschaffenden bringen wird.

Auch andere Strukturschwächen an den »Außenposten» der großen Kunstwelt werden bei den »Basistagen» in Angriff genommen - oder zumindest thematisiert. Von der äußerst schwierigen Situation in Salzburg mit seiner verschwindend geringen Zahl an allgemein erschwinglichen Ateliers wird sich die Besucherschaft am Freitag, dem 17. April, zwischen 16 und 23 Uhr ein Bild machen können. Die Form der offenen Ateliers wurde für jenen Tag nicht zuletzt auch deshalb als Präsentationsform gewählt, weil nach einer Studie von Kurt Kladler aus dem Jahre 1994 mehr als die Hälfte eines interessierten Publikums einen direkten Kontakt mit den Kunstschaffenden als anregendste Form der Auseinandersetzung mit Kunst betrachtet, während es professionelle VermittlerInnen auf höchstens 15 Prozent bringen. Außerdem steht am Samstag ein Fest, der Rest steht im Prospekt.