april 1998

Thomas Silmbroth
titel

Freier Rundfunk Salzburg

In Salzburg-Stadt laufen die Planungen auf Hochtouren

Fernab vom kommerziellen Main-stream, der mit dem Regionalradiostart nun auch die heimische Rundfunklandschaft zu überfluten droht, wird in Salzburg an einem alternativen Radiokonzept gebastelt. In Verhandlungen mit der »Lokalradio Salzburg Programmanbieter und Werbevermarktungs-GmbH«, die neben »Welle Salzburg« eine der zwei begehrten Lokalradiofrequenzen für die Stadt erhielt, ist es dem Publizistikstudenten und Radioaktivisten Wolfgang Hirner gelungen, ein Programmfenster im Ausmaß von fünf Stunden pro Woche zu bekommen. Wie Hirner diese Sendezeit gestaltet, steht ihm grundsätzlich frei. Für ihn war aber sofort klar, was er mit der »Lizenz zum Senden« anfangen würde - nämlich in Salzburg-Stadt ein »Freies Radio« aufzubauen. Gemäß der Charta des Verbandes Freier Radios Österreich sollen diese als »drittes Standbein« der Radiolandschaft die freie Meinungsäußerung fördern und die Programmvielfalt gewährleisten. Konkret bedeutet dies, das Medium Hörfunk gesellschaftlich unterrepräsentierten Gruppen, Bürgerinitiativen oder Einzelpersonen zugänglich zu machen. Auch für Wolfgang Hirner sind dies zentrale Elemente. »Gerade der offene Zugang ist uns wichtig«, hebt er hervor. Als weiteres Ziel nennt er die Etablierung einer Radioschule, in der allen Interessierten beispielsweise in Form von Workshops das Radiomachen beigebracht werden soll. Zusammen mit engagierten StudentInnen wird bereits an einem möglichen Organisations- sowie Programmkonzept gearbeitet. Oberösterreich ist bereits einen Schritt weiter. Die Freie Rundfunk Oberösterreich GmbH (FRO) in Linz sendet bereits seit 31. Dezember 1996 im Kabel TV Urfahr und hat bei der Lizenzvergabe im Dezember 1997 eine Lokalfrequenz für den Raum Linz erhalten. Durch die Abhaltung von Radioseminaren, das rege Interesse von BürgerInnenseite sowie durch die enge Zusammenarbeit mit lokalen Kulturinitiativen hat die FRO gewissermaßen Vorbildcharakter für das Salzburger Projekt. Vorerst ergeben sich für den von Hirner ins Leben gerufenen »Verein Freier Rundfunk Salzburg« aber noch eine Reihe von Problemen. So ist bis heute beispielsweise der Senderstandort (der Plainberg ist im Gespräch) ebenso ungeklärt, wie die Frage, wann die Salzburger Lokalradio GmbH ihren Betrieb aufnimmt. Ein weiteres Problem ist die Finanzierung. Der Dachverband für Freie Radios Österreich, dem nun von der IG Kultur in Wien ein Büro zur Verfügung gestellt wurde, führt derzeit Gespräche mit Staatsekretär Peter Wittmann. Über Form und Höhe der Subventionen herrscht aber noch Uneinigkeit. Dem Dachverband gehören bis dato 14 Mitglieder an, acht von ihnen haben Voll- oder zumindest Teillizenzen (wie Wolfgang Hirner) erhalten. Der Vorsitzende des Dachverbandes Alexander Baratsits rechnet mit einer Unterstützung von insgesamt 7 bis 10 Millionen Schilling.

Wolfgang Hirner veranschlagt für sein Projekt ein Startkapital von zumindest 80 000 bis 100 000 Schilling. Damit sollen in erster Linie Studioeinrichtung angeschafft und Räumlichkeiten adaptiert werden. Zur Aufrechterhaltung des zukünftigen Sendebetriebes sieht er verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten: »Denkbar wären freiwillige HörerInnenbeiträge, wie etwa in der Schweiz. Auch über die Radio-Workshops, die später einmal angeboten werden sollen, könnte sich ein Teil des Gesamtaufwands finanzieren.« Weiters könnte über Sponsoring (im Gegensatz zur Produktwerbung in Freien Radios erlaubt) Geld zu bekommen sein. Inzwischen haben zahlreiche enttäuschte Lizenzbewerber, die bei der Frequenzvergabe leer ausgegangen waren (unter anderem die SN), Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof eingereicht. Ob der VfGh diesen Klagen eine aufschiebende Wirkung zuerkennt, war bei Redaktionsschluß noch offen. Ansonsten gilt grünes Licht ab 1. April.