april 1998

Romana Klär
schön und gut

Tankstellen-Shopping

Tankstellen-Shopping, ist zu hören, werde immer beliebter. Raststätten entlang der Highways zwischen München - Salzburg - Wien sind aber dabei nur eine Möglichkeit, zu später Stunde »Negerküsse« zu erhaschen, sich mit frischem Tabak zu versorgen oder Rotwein zu tanken. Gnigler wissen das schon lange. Sie haben - ihrem dörflichen Charakter entsprechend, der sie vom Läuten der Friedhofsglocken bis zum Böllern der Prangerschützen jahrein, jahraus begleitet und prägt - ihre ureigene Art, dem Trend zum Tankstellen-Shopping Rechnung zu tragen.

Einige von ihnen verschlägt es regelmäßig ein paar Kurven weiter hinauf auf den Berg.

Richtung Fuschl, im Guggenthal, können sie nämlich nicht nur ihr Auto um einiges günstiger als in der Stadt mit Sprit befüllen lassen, sondern von sieben Uhr morgens an bis kurz vor neun Uhr abends richtig gutes Essen einkaufen. Und zwar 365 Tage im Jahr (an Feiertagen erst ab 9 und abends gelegentlich »nur« bis acht). Kreislaufschwächen und Sozialphobien, die sich Städter in überfüllten Supermärkten holen, sollen unter Gniglern, die es zum Shoppen ins Guggenthal zieht, selten sein.

Familienbetrieb Lang hat nichts dagegen, frisches Weißbrot nach italienischer Art, süße Leckereien und Pikantes aus steiermärkischen Metzgereien auch am Sonntag Nachmittag über den kleinen Ladentisch zu rollen. Papa (»Servas, stell di dort hin, gib ma den Schlüssl, i fü dan scho an!) und Mama (steht hinter der Kasse und lächelt die Kunden an und/oder scherzt mit den beiden Töchtern: eine kehrt, die andere verpackt Würste und Käse. Vater und Töchter wechseln ihr Betätigungsfeld gelegentlich. Hingegen konnte noch nie beobachtet werden, daß die Frau des Hauses, das Rechenzentrum je aus den Augen gelassen hätte) registrieren zwar ganz genau, wenn man feiertags um 15 Uhr noch ganz verschlafen und zerzaust Frühstück für länger gebliebene Gäste besorgt. Unter den wachsamen Augen von Kater und Katze (auf diversen Regalen zu entdecken, wenn man den Blick vom reichhaltigen Angebot - auch an Zeitungen und Zigaretten - gelegentlich hebt) Faistenauer Holzofenbrot (mit oder ohne Sonnenblumenkerne/Gewürze sehr zu empfehlen!) und die selbstgebackenen Leberknödel sowie Tiefkühlkost aber auch frischen Salat, saftiges Obst und Milchprodukte, die noch lange halten, zur Tarnung einzupacken wäre nicht nötig, lohnt jedoch allemal. Preisunterschiede zu Großhandelsketten sind übrigens zu vernachlässigen. Der billigere Sprit, die zuvorkommenden Öffnungszeiten und vor allem die freundliche doch unaufdringliche Atmosphäre im Geschäft gleichen sie sicherlich aus.