april 1998

Doc Holliday
geschaut

Die Farbe der Leberwurst

Oder: Der Kulturkampf der ständig Beleidigten geht weiter in Österreich

Salzburg ist bekanntlich Kulturstadt. Deshalb bekam die Thyssen-Erbin Francesca Habsburg, nebenbei also eine der reichsten Frauen Europas, für ihre hypertrophe Diaschau öS 5,5 Mill. Steuergelder geschenkt. Um dem ganzen noch die (alte Habsburger)Krone aufzusetzen, nannte sie die euphemistisch auch als Touristenattraktion bezeichnete Bauernfängerei, doch tatsächlich »State Of The Art«. Und bewies damit eindrucksvoll, daß Salzburg auf bestem Weg ist, ein einziger kleingeistiger Themenpark, ein »Mozart(kugel)land« zu werden, in dem auch das Haus Habsburg seinen geschichtlich mühsam ergaunerten Platz haben muß: Adel verpflichtet (zum Geldverpulvern - wenn man schon keine richtige Munition parat hat).

Daß es nicht immer so einfach ist an Förderungen zu kommen, demonstriert ein anderer Fall. Das Studio West bemühte sich im Europäischen Jahr gegen den Rassismus um Subventionen für den Pilotfilm zu einer geplanten Serie mit dem Titel »Heimat ist...«. Darin werden, beruhend auf tatsächlichen Begebenheiten, die Erlebnisse eines österreichischen Staatsbürgers afrikanischer Abstammung geschildert. Thematisiert werden der (mal mehr, mal weniger versteckte) Rassismus, ebenso aber auch positive Begegnungen mit Einheimischen. Ein Ansuchen des Filmemachers Theo Eisner, um die Übernahme der Aufenthalts- und Übernachtungskosten für das Drehteam - geschätzte Summe öS 45.000 - beim zuständigen Fremdenverkehrsstadtrat Siegfried Mitterdorfer (FPÖ), offenbarte einmal mehr das Kulturkampf-Selbstverständnis dieser Partei: im abschlägigen Bescheid beschwert sich der Saubermann darüber, daß der Film es wage, die Salzburger »als Rassisten« darzustellen. Es kommt aber noch punktgenauer: »Eine solche Anfälligkeit für rassistisches Verhalten vermag ich im Alltag weder bei den Salzburgern, noch bei allen anderen Österreichern zu erkennen. Insoferne ist der Film eine bösartige Verdrehung der Tatsachen.« Die normalerweise große Hilfsbereitschaft Mitterdorfers hört dann auf, sobald er von seinem vorgeschobenen Horchposten aus, den ewigen Feind Kulturbolschewismus zu erkennen glaubt.

Zwei Tage nachdem die Filmemacher diese Expertise erhalten hatten, begann die zweite Phase des Abwehrkampfes: Österreichs führendes Kleinformat zeigte, offenbar vom Stadtratsbüro bestens informiert, einmal mehr seine bedingungslose Unterstützung freiheitlicher Positionen. Als mächtiger Verbündeter in dieser Achse setzte die habsburgerkompatible Krone ein noch größeres Geschütz, quasi die publizistische »Dicke Berta«, ein. In gewohnter Subtilität heißt es bereits in der Überschrift: »Die Salzburger als Rassisten dargestellt: Steuergeld für eine Nazi-Beschimpfung!«. Was will diese reichlich mehrdeutige Beschwerde dem Leser eigentlich sagen?! Etwa da? Nazis beschimpft werden, und dies gefälligst zu unterbleiben habe, man zumindest aber keine öffentlichen Gelder dafür zu erwarten habe?