april 1998

Romana Klär
zu gast

For Women Only!

Feste feiern zum Verdrängen

»Niemand ist einsam, auf dieser Welt, auch wenn es mit Ferdinand nicht geklappt hat und die erste Liebe - glücklicherweise! - nicht ewig hielt...« »Stimmt, uns bleibt immer noch der Alkohol«, meinte eine im Nachhinein. Edles Naß war für andere bisher unbelehrbare Optimistinnen in den letzten Stunden des 8. März dann auch bitter nötig. Im Kulturgelände waren wiedereinmal women only zu Gast. So sah es die Einladung für's Fest zum Internationalen Frauentag vor. Etwa 100 Salzburgerinnen folgten. Einzig der Haus-Techniker durfte - mangels technisch versierter weiblicher Kräfte in der ARGE - die Feierfreuden von seiner Glaskabine aus beobachten. Was hätten Männer denn auch sonst bei Veranstaltungen zu und an diesem Tag, der hierzulande oft vor allem dem Selbstmitleid zu dienen scheint,

verloren?

Um Mißverständnisse zu vermeiden: Keiner und keinem steht es zu, das Vergnügen anderer zu stören oder zu belächeln. Privat, versteht sich.

Anderes verhält es sich, wenn Öffentlichkeit für die unterschiedlichen (gesellschafts)politischen Anliegen von Frauen erwünscht ist. Ein Fest zum Internationalen Frauentag erhebt diesen Anspruch klar.

Für Frauen und Männer, die es noch nicht wissen, oder die es vergessen haben, eine kleine Nachlese. Denn der nächste Frauentag kommt bestimmt. Nachzudenken könnte sich bis dahin lohnen.

Auf Initiative von Clara Zetkin beschloß der 2. Internationale Frauenkongreß der Sozialistinnen im August 1910 in Kopenhagen einen Internationalen Aktionstag zu veranstalten. Die Einführung des politischen Frauenwahlrechtes sollte beschleunigt werden. Am 19. März 1911 fand daraufhin der 1. Internationale Frauentag in Dänemark, Deutschland, Österreich, der Schweiz und in den USA statt. Über eine Million Frauen und Männer nahmen an den Veranstaltungen teil. Bis 1914 schlossen sich Frankreich, Holland, Schweden, die Tschechoslowakei und Rußland an. In allen Ländern war zwar das Frauenwahlrecht eine zentrale Forderung. Proklamiert wurden außerdem die Einführung des Acht-Stunden-Tages, gleiche Entlohnung sowie Arbeiterinnen- und Mutterschutz.

In dem Maße wie die Kriegsgefahr wuchs, wurden die Frauenveranstaltungen auch zu Protestaktionen gegen Militarismus. In Erinnerung an den Streik der Petrograder Arbeiterinnen am 8. März 1917 wurde schließlich ab dem Jahr 1920 dieses Datum als »jährlicher Kampftag« der Frauen festgelegt.

Die Lieder der aus der Salinenstadt Halle stammenden Sabine Henschke schienen den meisten Frauen, die der studierten Klavierspielerin und gelernten Sängerin im ARGE Veranstaltungsaal lauschten, jedenfalls gefallen zu haben.

Jazz Standards, die Henschke anstimmte sowie soulig und Bluesiges konnten vermutlich bisweilen mancher das Verdrängen erleichtern. Über mangelndes politisches Bewußtsein bei vielen Frauen in unserer Stadt kann und soll die gute Stimme einer Sängerin jedoch nicht hinwegtäuschen.

Sabine Henschke hat für einen ihrer nächsten Auftritte einen ihrem Repertoire entsprechenden Rahmen gewählt. Am 8. Juni wird sie gemeinsam mit der Norwegerin Kari Agdestein und der Halleinerin Ines Huber sowie mit einigen männlichen Stimmen, die noch nicht genannt werden möchten, als »New Voice Company« beim MOZFEST auftreten.