april 1998

Peter Truschner
kommentar

Die Zweite Heimat brennt

Cafés in Museen und ähnlichen Ausstellungskäfigen unterscheiden sich oft kaum von ihren sanitären Anlagen - zumindest, was die Sterilität des Ambientes betrifft.

Umso erstaunlicher ist es da, was den derzeitigen Pächtern des »Café Künstlerhaus« - Manuela Piringer und Horst Schimpl - gelungen ist. Nicht weniger nämlich als die eigentliche Vorderbühne - den Ausstellungsraum des Künstlerhauses - absichtslos zur Kulisse zu degradieren. Vielleicht ist das von »Kunstverein« - Organisatorin Hildegung Amanshauser lancierte Wort, daß im Café »ein unangenehmes Klima« herrsche, nicht zuletzt auch auf die augenscheinliche Diskrepanz in der Anzahl jener Leute zurückzuführen, die vom Kunstverein initiierte Ausstellungen frequentieren, und jener, die sich Abend für Abend in ihrer »zweiten Heimat« Café Künstlerhaus einfinden. Ist das vielleicht auch der Grund dafür, warum die Pächter das Gefühl haben, daß der Vorstand des ‘Kunstvereins’ der von beiden Seiten indentierten Lösung des Pachtverhältnisses ein Hindernis nach dem anderen in den Weg stellt? Tatsache ist, daß Piringer/Schimpl das Resultat ihrer gäste- und nicht kasseorientierten Geschäftsführung nicht länger zu tragen vermögen. Vor allem die Begleichung der teils durch Kredite er-möglichten Investitionen im Küchenbereich (220.000 öS) drückt schon zu lange auf die erzielten Gewinne. Ein Ergebnis dieser Bemühungen: das »Cafe Künstlerhaus« befindet sich zum ersten Mal im »Gault/Millaut« - Führer. Umso erstaunlicher, daß der Kunstverein bei solchen Verdiensten um die Reputation des Cafés interne Sammler-Ausstellungen vom »Fasties« ausrichten oder Eröffnungen im »Klug«’ feiern ließ. Oder daß der Vorstand des Kunstvereins die von Piringer/ Schimpl vorgeschlagenen Nachpächter allesamt abgelehnt hat. Was insofern heikel ist, als daß Piringer/ Schimpl gemäß der von Eröffnung des Cafés an gehandhabten Praxis Vorgänger Johann Grillitsch eine Ablöse in der Höhe von 480.000 öS zahlten. Im Vertrag sichert sich der Kunstverein als Verpächter derart ab, daß er »nicht verpflichtet ist, einen Nachfolgpächter zu wählen, der den Pächtern eine angemessene Ablöse zahlt« und: »Ein Anspruch auf Ersatz für Investitionen steht den Pächtern nicht zu (...).«

Die Klärung dieser Situation muß im Interesse beider Seiten liegen. Und zwar, ohne daß die existenzbedrohenden Worte Horst Schimpls Realität werden: »Man hat uns zu verstehen gegeben, daß wir einfach unser Zeug packen und uns davonmachen sollen. Mit 700.000 öS Außenständen.«