mai 1998

Mario Jandrokovic
gehört

Pulp: This is Hardcore

(Island/PolyGram)

Seit 1981 gibt es die Band, seit ihrem 94er Album »His'n'Hers« verkörperte sie eine neue Hochblüte der dandyhaften, androgynen Glitzer-Pop-Welt, indem sie mit Bowie und Roxy Music kokettierte, gleichzeitig dieses Image zu brechen und für die Mittneunziger zu transformieren wußte. Mit der neuen Platte dürften jegliche kläglichen Versuche, die Band der Domäne »Brit Pop» zuzuordnen, endgültig ad absurdum geführt worden sein. Mastermind Jarvis Cocker schreibt wohl die besten, tragischsten wie zynischsten Pop-Texte Englands. In der Musik ist die manierierte Leichtfüßigkeit vergangener Tage einer massiven Orchestrierung gewichen, die bisweilen an befremdliche Pop-Wesen wie Steve Harley oder Scott Walker denken läßt. Überraschend knarzige Gitarren in Stooges-Manier finden in der schaurigen Glamour-Welt von Pulp ebenso Platz. »This Is Hardcore» ist einfach ein Klassiker, dem keine Zuschreibungen gerecht werden können - ein großes Pop-Konsens-Werk, das mit Sicherheit nicht schon übermorgen fahl wirkt.