mai 1998

Mario Jandrokovic
geschaut

Erinnerungen ans Pfingstfest

Höchstens noch marginale Zwischenfälle von einzelnen »Punkern«, die mit »Mia san mia«-Aktionen die spießigsten Klischees aus Boulevard und Rundfunk erfüllen zu müssen glauben, erinnern heute an die letztjährigen Chaostage. Der dreiviertelstündige Streifen »Bullen, Punx und Chaostage« des jungen Salzburger Filmers Hannes Klein (gemeinsam mit Regina Thumser) vermag ein wenig vom fahlen Nachgeschmack von letztes Jahr zu Pfingsten zu vergegenwärtigen, als brave BürgerInnen und ein Großaufgebot der Exekutive zur Generalmobilmachung gegen die eigene Jugend schritten. Als Friseusen und Zivildiener ob einzelner blonder oder farbiger Strähnen aus der Stadt verwiesen wurden, war wohl wie noch nie zu spüren, wie nahe eigentlich das entfernte 1938 liegt.

Das Filmteam war von den Ereignissen offenbar selbst überrumpelt, denn der Schulterschluß zwischen wehrhaften, zu allem bereiten Stadtverteidigern und den Polizeikordonen, das heute die Bunthaarigen trifft und morgen vielleicht schon die Schwarzhaarigen, steht eher am Rande des ethnologisch angehauchten Sittenbildes einer Subkultur. Die Darstel- lung der Punks geriet immer dann am besten, wenn die AkteurInnen mit den stereotypen Zuschreibungen aus der kleinformatigen Hetze und dem Munde blauer Volkstribunen spielerisch zu jonglieren begannen. Dabei machen die witzigen Interviews von Benji, einem jungen Punk, in der Glasenbachklamm sicherlich einen Höhepunkt des Films aus.

Vielleicht wird es heuer zu Pfingsten angebracht sein, daß wir uns alle die Haare färben oder zumindest als Austria Salzburg-Fans getarnt ein Bad im Residenzbrunnen nehmen. Auf jeden Fall wird aber am Donnerstag, dem 28. Mai um 20 Uhr 30 in Das Kino der Film gezeigt und anschließend das letztjährige Pfingstereignis von einer spannenden wie kompetenten DiskutantInnenrunde nochmals aufgerollt.