mai 1998

kommentar

Trauriger Kasperl

Das Puppentheater Le Para-pluie ist in Finanznöten

Noch gibt es die obligatorische Frage »Seid ihr alle da?« und Kasperls Gespräch mit der Tante Blablabla, dem Unikum des Salzburger Puppentheaters Le Parapluie. Doch wie lange der lustige Geselle, Liebling aller Kinder, noch seine Geschichten erzählen kann, ist unklar. Denn seit Ostern ist die ehemalige Spielstätte des Parapluies in der Itzlinger Hauptstraße zugesperrt. Und der Kasperl wieder ein wandernder Geselle - so wie schon bereits anno 1983, als die Prinzipalen Eva und Herbert Just ihr »Parapluie«, eine Drehbühne mit Schirm, erfanden und damit durch die Lande zogen. Zwei Jahre später wurde das Puppentheater in der Elisabethstraße seßhaft und führte jährlich 350 Veranstaltungen auf. Übrigens, abgesehen von zwei kleineren Zuschüssen, ohne jegliche finanzielle Hilfe von Stadt oder Land. 1989 wollte Le Parapluie in die Nonntaler Hauptstraße übersiedeln. Dies wurde von politischer Seite aber abgelehnt, mit der Begründung, der Ort sei für ein Theater völlig ungeeignet. Heute steht dort das Theater Metropolis.

Ein Jahr später wurde das Haus in der Itzlinger Hauptstraße gemietet. Unter ausdrücklicher Zusage des damaligen Vizebürgermeisters Herbert Fartacek, die Stadtsubvention werde »zumindest die Mietkosten (...) abdecken« (Zitat Kontrollamtsbericht). Und die allein betrugen zuletzt über 40.000 S pro Monat. Für ein Puppentheater ein gewaltiger Betrag. Auch wenn es pro Jahr, so wie zuletzt, mehr als 200 Vorstellungen spielte mit mehr als 10.000 BesucherInnen. Denn logischerweise kann für den Besuch eines Kasperltheaters nur ein weit geringerer Eintrittspreis verlangt werden als für Erwachsenentheater.

Doch auch wenn das Kontrollamt mit Eva Just d'accord geht, das teure Haus zu schließen, ist die Frage der Überschuldung des Theaters nicht gelöst: denn die Viertelmillion, die das Kulturamt quasi als Subventions-Vorschuß genehmigen will, deckt den Schuldenberg von über 900.000 Schilling bei weitem nicht ab.