mai 1998

kommentar

Grüne Trockenreinigung

Nun haben sie sich also entschieden: Nicht Teil der grünen Partei und auch nicht Anhängsel der Bürgerliste Land. Die Stadtfraktion will bleiben, was sie im Prinzip auch bisher schon war. Ein »halboffenes Modell«, wie es Klubobmann Helmut Hüttinger so schön formuliert. Nun soll ein Proponentenkomitee gefunden werden, das in einer Quasi-Gründungsversammlung ein »halbformales« Gerüst erfindet, unter welchen Umständen jemand Mitglied werden kann. Und gleichzeitig soll das Motto »offen für alle« auch weiterhin gelten.

Ziemlich kompliziert, zugegeben. Und zwar sowohl was die Bewegung der Bürgerliste selbst als auch die demnächst anstehende Kandidatenkür für die Gemeinderatswahlen betrifft. Aber die Mehrheit hat es so beschlossen. Und damit das Wursteln prolongiert. Manchmal, so scheint es, wären die handelnden Damen und Herren der Bürgerliste besser beraten, die hochgelobte Mitbestimmung zum Teufel (oder wohin auch immer) zu schicken. Und klare, für jede/n durchschaubare Verhältnisse zu schaffen.

Warum sich so zieren, warum nicht das mittlerweile 20 Jahre alte Kind beim Namen nennen? Und ehrlich zugeben, daß auch die Bürgerliste strenggenommen eine Partei ist? »Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß«, meinte Wilfrid Rogler, ehemaliger BL-Gemeinderat beim »Vorbereitungstreffen« Ende März so treffend. Eine halboffene Bewegung, was heißt das eigentlich? Jeder kann kommen, aber nur wenige dürfen mitstimmen? Oder doch so wie bei der Landfraktion, wo bei den Abstimmungen je nach Bedarf alle oder nur Mitglieder eingeladen sind, ihren Willen kundzutun? Oder doch ganz anders? Wie sich die »Granden«, wie sie sich teilweise selbst spöttisch bezeichnen, letztendlich entscheiden werden, steht derzeit noch in den Sternen, Mitte Juni soll das Ergebnis verkündet werden. Und dann wird die Bürgerliste wohl hoffentlich einen geeigneten Weg zur KandidatInnenkür gefunden haben, denn derzeit blicken einzig die Auguren auf die Fraktion und spekulieren über die Aussichten der einzelnen Fraktionsmitglieder. Gut zu Gesicht stünde es den Stadt-Grünen auch, nicht gänzlich auf ihren kulturpolitischen Auftrag zu vergessen und auch in dieser Richtung eine/n geeignete/n KandidatIn zu finden.