mai 1998

Mario Jandrokovic
gehört

MILES DAVIS: Panthalassa, The Music Of Miles Davis 1969 - 1974

(Columbia/Sony)

Die elektrische Phase von Miles Davis gilt vielen als die Geburtsstunde des Jazz-Rock. Vor allem auch, weil ehemalige Mitstreiter wie Joe Zawinul (Weather Report) und John McLaughlin (Mahavishnu Orchestra) in diese Richtung expandierten. Das ist zwar grundsätzlich richtig, streift den Kern der Sache jedoch nur oberflächlich. So stellte auch 1983 der afro-amerikanische Kritiker Greg Tate in der Village Voice fest: »No one has made sense out of Miles' revolutionary aesthetics od adequately appreciated it's visionary beauty. Nor have many, if any, Of Miles' critics shown enough background in Black pop to place his electric music within the cultural context which spawned it.«

Genau um diese Kontexte (James Brown, Hendrix, Sly & The Family Stone, afrikanisch-asiatische Rhythmiken) und ihre aktuellen Weiterführungen (Ambient, Funk, HipHop, Jungle, etc.) geht es bei dieser vom Workaholic Bill Laswell (siehe auch Material, Herbie Hancock, Yoko Ono, Brötzmann, John Zorn, Iggy Pop, WordSound, Axiom) zusammengestellten und remixten CD. Laswell verwebt dabei Material der klassischen Davis-LPs »In A Silent Way«, »On The Corner« (incl. unveröffentlichter Studio-Jams!) und »Get Up With It« zu einer vierteiligen Suite, bei der signifikante Parts der Original-Tracks spezifisch herausgearbeitet und im Mix rhythmisch akzentuiert wurden. Jazz-Puristen sei noch gesagt, daß dieses Cut'n'Mix-Verfahren schon immer die Grundbasis für die von Teo Macero am Schneidetisch produzierten Original-Studio-LPs von Miles Davis war. Oder um es mit Bill Laswell zu sagen: »Das Material bot sich regelrecht zur Manipulation an, vor allem, weil es immer schon manipuliert war.«