juni 1998

Gerald Gröchenig
kommentar

Schwimmen im leeren Pool

Die Bürgerliste lud Salzburgs Kulturschaffende zur Diskussion über deren Zukunft

»Was braucht die freie Kulturszene von der Politik«, wollte die Bürgerliste von Salzburgs Kulturszene wissen und lud zur Veranstaltung in den Marmorsaal des Salzburger Bahnhofsrestaurants. In vier Arbeitskreisen (»Aktuelle Probleme und Anliegen«, »Demokratisierung der Vergabe öffentlicher Kulturfördermittel«, »Formen der Kulturvermittlung« und »Salzburg 2.008«) konnten Kulturschaffende, -beamte und -politiker ihre Analysen und Visionen austauschen und diskutieren.

Daß die Bedeutung der Kulturpolitik im politischen Reigen am Rande angesiedelt ist, mußte als Realität akzeptiert werden. Gemessen am Gesamthaushalt sinken die Kulturbudgets; Mittel für neue kulturelle Tätigkeitsfelder, für den Forschungs- und Entwicklungsbereich in der Kultur sind deshalb kaum vorhanden. Umso mehr sind die Kulturschaffenden selber gefragt, durch Kooperation und gezielte Strategien den Stellenwert ihrer Arbeit zu heben und dadurch die Politik unter Zugzwang zu bringen.

Die Diskussion über Verteilungsmodelle von Kulturgeldern erachtete man übrigens in Zeiten fehlender Etats als nachrangig. »Das ist, wie wenn man vor einem leeren Swimmingpool darüber sinniert, ob man darin besser am Rücken schwimmt oder krault«, wurde als passendes Bild für diese Frage gefunden. Bei den Visionen fürs Jahr 2.008 konnte man seine Erwartungen für den schlechtesten bzw. den günstigsten Fall kundtun. »Totaler Rückzug der Verantwortung durch die Politik; die politische Einigkeit, daß Kunst ist, was der Mehrheit gefällt; ein Kulturbudget in der Höhe von heute sowie Schnell als Kulturgauleiter« waren nur einige der geäußerten Horrorszenarien, neben denen sich die optimistischen Einschätzungen, 2.008 gäbe es einen »hohen Stellenwert der Kunst, ausreichend Geld, genügend Freiraum« eher wie naive Träume ausmachten. Ängste wie Träume bleiben allerdings Salzburgs Kulturpolitikern ohnehin verborgen, haben sie sich doch vom kulturpolitischen Diskurs schon seit Jahren verabschiedet.