juni 1998

Thomas Neuhold
leitartikel

Bewegung!

Der kulturpolitische Befund des obersten Kulturbeamten im Land Salzburg, Herbert Werner, ist an Eindeutigkeit kaum zu überbieten: »Mangelverwaltung« - trotz nomineller Steigerungen im Budget. Anzunehmen ist, daß Werner mit seiner Klage über die finanzielle Misere im Kulturbereich nicht ausschließlich seinen eigenen Dienstherren meint. Bemerkenswert an dieser Diagnose ist weniger ihr Inhalt - der »Dachverband Salzburger Kulturstätten« etwa weist seit Jahren auf die Rückschritte im kulturellen Leben Salzburgs hin - sondern die Tatsache, daß sie von höchster beamteter Stelle kommt. Noch erstaunlicher freilich ist Werners Therapievorschlag: Die Betroffenen sollen sich bei der Politik artikulieren. Im Klartext: Der Chef der Kulturabteilung, der sich als »Anwalt der Kultur« begreift, hofft auf eine neue Kulturbewegung!

Was Werner nicht sagt, ist der Umkehr-schluß: Daß die Fördersituation - insbesonders für die freien und autonomen Initiativen und Institutionen - miserabel ist, daß das kulturpolitische Klima - insbesonders in der Landeshauptstadt - alles andere als progressiv und innovativ ist, liegt demnach auch an den Kulturinteressierten und Kulturschaffenden selbst.

Ein Beispiel: Daß Herbert Fux bis vor kur-zem mit einem Mandat der Bürgerliste offen eine Kampagne gegen einzelne Kultureinrichtungen (von »Spot« bis »Metropolis«) führen und in ehrenbeleidigender Form auch Journalisten beschimpfen konnte, hat seine Ursache auch darin, daß offensichtlich die Fraktion selbst nicht genügend Druck aus der Kultur-szene verspürte, ihren vom Paulus zum Saulus mutierten Kulturpolitiker rechtzeitig zu bremsen.

Werners Hoffnung, daß sich die Kulturszene »artikuliert« gilt vor allem auch für den materiellen Bereich. Hier verliert das permanente Lamento über zuwenig Geld zunehmend an Glaubwürdigkeit, weil sich »die Kultur« für ihre Interessen zu wenig einsetzt. Es ist kein Ruhmesblatt, wenn einem das schon von seiten der Beamtenschaft unter die Nase gerieben wird.