juni 1998

Gerald Gröchenig
titel

»Interessant, engagiert und unverwechselbar«

Eine Publikumsumfrage der »ARGE Kulturgelände« streut den BetreiberInnen Rosen

Im Vorjahr führte das Kulturgelände Nonntal mit Unterstützung des Internationalen Zentrums für Kultur und Management ICCM eine großangelegte Publikumsbefragung durch, seit kurzem liegen die Ergebnisse vor. Es konnten dafür 953 Fragebögen ausgewertet werden. 535 der Fragebögen kamen dabei von einer Aussendung an die ARGE-Mitglieder zurück, der Rest wurde über den Zeitraum von 4 Monaten bei Veranstaltungen sowie im Beisl ausgefüllt. Durch die hohe Anzahl von Antworten ist die Repräsentativität der Ergebnisse gesichert.

Um gleich ein Ergebnis vorwegzunehmen: eine derart positive Resonanz auf Haus und Programm hatte sich kaum jemand erwartet. Zuerst einmal überrascht die hohe Identifikation der Mitglieder des Vereins mit »ihrer« ARGE. Ganze 75% der befragten Mitglieder (62% der 953 Fragebögen wurden von Mitgliedern ausgefüllt) gaben dabei an, daß sie durch ihre Mitgliedschaft das Kulturgelände unterstützen wollen. Erst danach rangieren Beweggründe wie ermäßigte Eintritte, und immerhin geben mehr als ein Drittel den Bezug des »kunstfehlers« als Motivation für die Mitgliedschaft an. Rechnet man diese Zahl auf die 3.800 Personen um, die das Kulturgelände derzeit als Mitglied führt, so läßt dies auf einen hohen Rückhalt schließen, den der Verein in der Salzburger Bevölkerung genießt.

Die ARGE-BesucherInnen, von denen über 50% mehrmals im Monat ins Kulturgelände kommen, sind auch mit dem angebotenen Programm äußerst zufrieden: Sie finden es interessant (77%), politisch engagiert (60%), modern (70%) und vielfältig (75%), eigenständig und unverwechselbar (50%). Aufschlußreich wird dieses Ergebnis, wenn man sich Nennung der Gegensätze anschaut: 5% finden das Programm langweilig, 12% apolitisch, 10% konventionell, 5% altmodisch und 9% einseitig. 85% bewerteten die zuletzt besuchte Veranstaltung mit »sehr gut« oder »gut«, 1,5% mit »schlecht« und ganze 0,3% mit »sehr schlecht«. Von den VeranstaltungsbesucherInnen wissen sehr wohl 25% zwischen ARGE-eigenen und Gastveranstaltungen zu unterscheiden: die »Markennamen« der ARGE-Reihen stehen hierbei für Qualität.

Wo informieren sich die ARGE Kunden über das Programm: An erster Stelle steht hier der »kunstfehler«, den 68% nutzen, danach folgen SN, Mundpropaganda und das Veranstaltungsplakat KULTPLAN des Dachverbands Salzburger Kulturstätten. Die Umfrageergebnisse über die ARGE-Zeitschrift »kunstfehler« zeigen übrigens, daß dieses Medium hohe Akzeptanz genießt und dar-überhinaus aus dem kulturpolitischen Diskurs in der Stadt nicht mehr wegzudenken ist: 63% der Befragten lesen ihn regelmäßig, 85% finden die darin abgedruckten Veranstaltungsinfos sowie die Informationen zu Belangen der Kulturpolitik »gut« oder »sehr gut«. Auch Layout, Übersichtlichkeit und Textverständlichkeit werden jeweils zu über 60% mit den höchsten Bewertungsstufen bedacht. Für alle Bereiche liegen die Bewertungen für »sehr schlecht« zwischen 0,1% und 5%.

Die positiven Bewertungen des Kulturbereichs werden von den Werten fürs ARGE-BEISL nochmals übertroffen: Das gastronomische Angebot wird an die 95% mit »sehr gut« und »gut« bewertet, die restlichen 5% empfinden es »mittel«, mit »weniger gut« oder »schlecht« votierte hier niemand.

Wie sehen nun die typischen ARGE-BesucherInnen aus? 70% sind zwischen 20 und 50 Jahren alt, an die 80% können einen Maturaabschluß vorweisen. Zwei Drittel der BesucherInnen stehen bereits im Berufsleben, an die 20% sind Schüler oder Studenten. 70% kommen aus der Stadt, 21% reisen vom Land an und immerhin 3,5% geben an, aus dem Ausland anzureisen. Und für die Anreise verwendet der größte Teil (50%) immerhin das Fahrrad, Bus oder den Gehsteig (zu Fuß). Die Exoten in diesem Bereich sind wohl die drei Motorradfahrer bzw. die eine Person, die mit dem Zug anreist. Das Geschlechterverhältnis ist in allen Bereichen mehr oder weniger ausgeglichen, außer bei den Workshops: diese Angebote werden von beinah doppelt so vielen Frauen wie Männern genutzt.

Die Freude über die Ergebnisse soll aber über neue Herausforderungen nicht hinwegtäuschen: so ist z. B. im Jugendbereich durchaus Nachholbedarf anzumelden. Zur Entschuldigung dieses Defizits wäre anzumerken, daß fast alle konzipierten Schwerpunkte und Programme für diese Alterstufe aufgrund fehlender Förderungen in den letzten Jahren gestrichen werden mußten.

Alles in allem: die ARGE-Besu-cherInnen sind gebildet, engagiert, fortschrittlich, motiviert, und sie sind mit ihrem Haus und den darin angebotenen Programmen zufrieden. Und daß sich nur 0,4% ihre Infos übers Nonntal aus der Kronen Zeitung holen, macht sie auch durchaus sympathisch.

Gerald Gröchenig