juni 1998

Thomas Neuhold
schön und gut

Klammheimliche Begegnung

Daß Kultur und alpine Landschaft in Österreich aufs engste verbunden seien, ist ein von den Fremdenverkehrsleuten hierzulande gerne gepflegtes Image. Freilich, wer dann tatsächlich probiert, kulturelle Veranstaltungen in die Natur zu verlegen, wird schnell erfahren, was »Nutzungskonflikte« sind: Irgendein Jäger, ein Grundbesitzer oder Bürgermeister wird sich mit Sicherheit finden, der die gute Idee an den Schranken seiner Forststraßen scheitern läßt, weil die Gamserl sich in ihrer Nacht- ruhe gestört fühlen könnten oder ähnliches.

Eine wohltuende Ausnahme ist da der Obersteirer Herwig Erlbacher: Der Hüttenwirt von der Silberkarhütte, die auf 1.250 Meter Seehöhe am Südabsturz des östlichen Teiles des Dachsteins »Am Stein« in der steirischen Ramsau liegt, hat sich der Verbindung von Kunst und Natur verschrieben. Als Grundbesitzer im Silberkar kann ihm auch niemand ernsthaft Steine in den Weg legen. Und so veranstaltet Erlbacher jedes Jahr im Juli eine Woche lang die »Klammheimliche Begegnung« - dieses Jahr von 6. bis 11. Juli: Das Programm, das vor der alpinen Kulisse zwischen Wasenspitz (2.257 m) und Miesberg (2.202 m) präsentiert wird, reicht heuer von Steirisch-Folk mit »A niada a Noar«, Kabarett mit Steinböck und Rudle über Volksmusik mit den Grazer Jungsteirern bis zu Blues mit Hans Theessink. Der von einer großen Bank mit 50.000 Schilling dotierte Kunstpreis »Silberkar« motiviert viele Bildhauer ihre Skulpturen in der alpinen Landschaft zu präsentieren.

Die eigentliche Attraktion der »Klammheimlichen Begegnung« ist aber die Natur selbst. Erlbacher und sein Team verwandeln den zwanzigminütigen Hüttenzu- und Abstieg aus der Ramsau durch die Silberkarklamm eine Woche lang jeden Abend in eine phantastische Lichtskulptur aus hunderten Scheinwerfern und tosenden Wassermassen. Weitere Informationen unter 0664/30 09 843.