juni 1998

editorial

Liebe Leserinnen! Liebe Leser!

Erinnern Sie sich noch? Da hat doch vergangenes Jahr FPÖ-Gemeinderatsklubchef Eduard Mainoni gemeinsam mit der »Krone« wegen ein paar erschlichenen Sozialhilfeschillingen eine dieser widerwärtigen Mißbrauchskampagnen losgetreten. Der »kunstfehler« gehörte zu den ganz wenigen, die damals gegen die beschämende Hetze Stellung bezogen hatten. Und jetzt? Jetzt haben Mainonis saubere Freunde in Niederösterreich mindestens zehn Millionen Schilling Steuergelder verspekuliert. Zehn Mille öffentlicher Mittel, einfach so. Was sagt er jetzt, der Herr Mainoni? Anderes Land, andere Partei, andere Baustelle, nix verstehen - oder was?

Erinnern Sie sich noch? Vor drei Jahren hat ein »kunstfehler«-Autor im Zusammenhang mit den Freiheitlichen den Begriff »Demokratischer Faschismus« verwendet. Das trug uns damals wütende Proteste vom Parteiführer abwärts und eine parlamentarische Anfrage ein. Und jetzt? Jörg Haider kündigte an, mittels Knebelungsverträgen allen F-MandatarInnen an die »politischen Eier« greifen zu wollen - wie weiland der saubere Herr Rumpold einem Beislgast an die Genitalien langte. Damit wäre aber eine der formal wichtigsten Säulen der parlamentarischen Demokratie, das freie Mandat, außer Kraft gesetzt. Was jetzt? Anderes Land, andere Partei, andere Baustelle, nix verstehen - oder was?

Themenwechsel: Die Titelgeschichte der vorliegenden Ausgabe widmet sich wieder einmal der Kulturpolitik in diesem Land. Wir befragten dazu den obersten Kulturbeamten des Landes und bekamen ganz erstaunliche Antworten.

Zahlreiche LeserInnen haben uns in den vergangenen Monaten wiederholt gefragt, ob wir nicht etwas über den drohenden NATO-Beitritt Österreichs schreiben wollen. Zugegeben, wir haben uns etwas Zeit gelassen, dafür haben wir mit Peter Pilz als Gastautor einen der profundesten Kenner und Kritiker der österreichischen Militärpolitik gewinnen können.

Einen schönen Sommer!

die red.