august 1998

Thomas Neuhold
gelesen

Wolf Haas: »Der Knochenmann«.

Verlag Rowohlt 1998.

Neben »Auferstehung der Toten« und »Komm, süßer Tod« (beide bei Rowohlt) ist »Der Knochenmann« der dritte Thriller, den der 38jährige Wiener Werbetexter Wolf Haas vorlegt. Haas entführt die LeserInnenschaft darin in eine vielen ÖsterreicherInnen durch einige herbstliche Ausflüge - vermeintlich - bekannte Welt, in die gemütliche oststeirische Weinanbaugemeinde Klöch.

Doch hinter der lieblichen Hügellandschaft mit ihren kleinen Weingärten, zahllosen G’spritzten und Vierterln verbirgt sich bei Haas das Grauen pur: Ausgerechnet beim Backhendl- und Stelzenwirt in Klöch - für viele die eigentliche Attraktion eines Ausfluges in die oststeirische Gemeinde - werden von der Lebensmittelpolizei unter den abgenagten Hendlhaxen Menschenknochen gefunden. Und dann geht es in der skurril-humorigen Krimi-Groteske Schlag auf Schlag: Während der Privatdedektiv Brenner, weil die Kripo nur halb so fähig ist wie die Lebensmittelpolizei, noch einen zu den Knochen passenden Toten sucht, wird einem Fußballer der Kopf abgeschnitten. Bleibt die Frage: Ist es nur Zufall, daß sich die Kellnerin beim Hendlkönig aus-schließlich von Würstel ernährt?

»Der Knochenmann« fesselt den/die LeserIn insbesonders durch die Verschränkung altbekannter österreichisch-steirischer Skurrilitäten - vom Backhendl als Ausflugsgrund bis zum kollektiven Fernsehabend, wenn der eigene Ort in »Aktenzeichen xy« einen Beitrag erhält -, mit Tatsachen - wie die brutale Geschäftemacherei mit dem Krieg im ehemaligen Yugoslawien - und einer halbwegs gelungen konstruierten Krimihandlung. Ein Pflichtkrimi für alle, die im Herbst in die steirischen Weingebiete fahren wollen.