august 1998

Gerald Gröchenig

Oh du mein Rosental

Das Kulturzentrum »k&k - kultur & kommunikacija« in St. Johann in Kärnten etabliert sich als zweisprachiger Kunst- und Kommunikationsort

Im Kärntner Volkslied beschreibt man das Rosental als »so schean«, hats demnach auch »so gean«, und könnte deshalb »glei rean«. »Glei rean« müßte allerdings jeder halbwegs Normalsterbliche ob des Umstands, wie mühsam sich die slowenischsprachige Minderheit in diesem Gebiet in den letzten Jahrzehnten Grundrechte erkämpfen mußte und heute noch muß. Und oftmals ist es Sache der Kultur, Beziehungen zwischen den Volksgruppen herzustellen, die auf Gegenseitigkeit beruhen, dabei aber die eigene Sprache und Kultur, eigene Lebenszusammenhänge nicht aus den Augen verlieren.

In St. Johann im Rosental (300 Einwohner) hat sich der slowenische Kulturverband nun mit dem k&k »sein« Kulturzentrum geschaffen, in dem man die Pluralität der Kulturen leben kann. Zuerst suchte man bloß einen Raum, um an die 700 gesammelten volkskundlichen Exponate aus regional kulturellen Traditionen ausstellen zu können. Die leerstehende »Alte Schule« in St. Johann bot sich dazu an, mit Hilfe der Universitäten Klagenfurt und Laibach wurde ein Nutzungskonzept dafür erstellt. Vom Heimatmuseum entfernte man sich schnell, es entstand ein lebendiger Ort, der allen Kunst- und Kommunikationsformen offensteht. Hier werden regionale und lokale Lebenszusammenhänge, Alltagsgeschichten gesammelt und durch verschiedenste Kurse, Kulturangebote und andere Aktivitäten in Beziehung zur Welt außerhalb des lokalen Umfelds gesetzt. Wie schwer es die slowenische Minderheit bei der Umsetzung derartiger Projekte hat, zeigt vielleicht ein Beispiel: an den fünfeinhalb Millionen teuren Adaptionskosten hat sich das Land Kärnten mit ganzen 35.000,— Schilling beteiligt. Trotz aller Widrigkeiten: nach drei Jahren Vollbetrieb ist man auf die Ergebnisse stolz, Zuspruch und Nutzung geben dem Projekt recht.

Seit 1995 nutzt man die Chance, mit dem k&k die vielfältigen kulturellen Dimensionen auf die Entwicklung einer zweisprachigen Kultur auszurichten. Der neue Treffpunkt bedeutete einen Neubeginn für lokale Organisationen, Tamburizza-, Theater- und Kindertheatergruppe haben eine Heimstatt, können proben und produzieren, für Jugendliche in der Region öffnet sich ein neuer Treffpunkt.

Dem Bildungsprogramm wird natürlich ein besonderer Platz eingeräumt, interkulturelle Beziehungen sollen in Form eines Dialogs zwischen Kulturen, Sprachen, Traditionen und Lebensformen ermöglicht werden. So hat sich das k&k als Begegnungs- und Kommunikationszentrum etabliert, dessen Kurse und Workshops von TeilnehmerInnen aus der Region aber auch vom nahen Klagenfurt frequentiert werden.

Bei den normalen Kulturveranstaltungen finden sich natürlich Programmpunkte, die man auch woanders sehen kann: Ostbahn Kurti, Bruji, Tschuschenkapelle; Klassik, Jazz, Theater, Kabarett, Puppentheater, wobei natürlich immer wieder thematische Querverbindungen zur besonderen Situation der Minderheit zu finden sind. Aus diesem Grund wird auch ein Großteil des Programms mit Künstlern aus dem Alpen-Adria-Raum bestritten.

Mit seinen Ausstellungen bereichert man die Region um Fragen und Themen der Alltagskultur, die vergessen und verdrängt sind, nicht gesehen oder schlichtwegs nicht gewollt werden. 1996 erinnerte man an das KZ Loibl-Nord, ein Außenlager des KZ Mauthausen. Errichtet für Zwangsarbeiter beim Bau des Loibl-Tunnels wurde es vom politischen Kärnten einfach vergessen. 1997 ergänzte man die offizielle Kärntner Landesausstellung »Alles Jagd« um das Thema Wilderei.

Heuer probiert man, mit der Ausstellung »die drau ist ihre eigene frau« eine alltags- und kulturgeschichtliche Studie zu Alltagsleben und Alltagskultur an der Drau zu liefern. Dabei geht es nicht um Lage oder globale Strukturen, der Blick für soziale Wahrnehmungsformen, kulturelle wie politische Verhaltensweisen soll am Beispiel der Entwicklung einer Flußlandschaft und der Menschen rundherum geöffnet werden.

In der Region hat das k&k zu weiteren Projekten in Kultur und Tourismus motiviert. So bietet seit kurzem das Sport- und Rekreationszentrum »Centris« von Mai bis September Sportprogramme für Gruppen an. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es in Pensionen und Gasthöfen in und um St. Johann. Für Radfahrer ist mit dem nahegelegenen Drau-Randwanderweg sowie Touren in der Region genug Anreiz geboten. Und mit dem »schean« in bezug auf die Gegend liegen die Volkslieder gar nicht so schlecht.