august 1998

Wolfgang Drechsler

Waldmeisterquelle ist Hallein

Vertrocknet das Kracherl?

Egal ob's mit dem Sommer so richtig klappt oder dieser wieder einmal auf einen Montag fällt: Eines kann dies alles - frei nach Hans Krankl - vergessen machen: Die Getränkeklassiker Himbeerkracherl & Waldmeisterquelle aus dem Hause Schell.

Gleich dem letzten Sonnenschein liegt auch die Gründung des traditionellen Familienbetriebes schon etwas länger zurück. Eine Chronik besagt, daß bereits um die (letzte) Jahrhundertwende am heutigen Niedertorplatz 2 in Hallein die Soda- und Limonadenerzeugung ihren Betrieb aufnahm. Die Mühen der gänzlichen Handabfüllung und die durchaus nicht unsympathische Idee, die Auslieferung der Waren zunächst mit Hundewagen durchzuführen, wurde bei der Wiener Herbstausstellung im Jahre 1906 mit einer goldenen Medaille samt Ehrenzeichen belohnt.

Auch in den folgenden weniger lichten Zeiten verstand man neue KundInnen zu gewinnen. »Garantierte Friedensqualität mit nur gutem Zucker« verspricht ein Plakat kurz nach Beendigung des Ersten Weltkrieges und im Zuge des Generationswechsels wurden denn auch die ersten Investitionen getätigt. Eine Trommelbürstenanlage ersetzt die Handbürsten, der Korken wird vorerst von der Kugelflasche und wenig später vom Bügelverschluß abgelöst, während die allseits beliebte »Sinalco« erstmals abgefüllt wird.

Im Jahre 1966 übernimmt der heutige Besitzer Helmut Schell das Unternehmen. Trotz weiterer meist bescheidener Modernisierungsschritte mit teilweise gebrauchten Maschinen, ändert sich bis heute an der Herstellung selbst recht wenig. Nachdem die Grundessenz aus einem Konzentrat sowie Zuckersirup - übrigens rund ein Kilo Zucker pro Kiste - angerührt ist, kommt diese später über den Saftdosierer in Verbindung mit der nötigen Farbe sowie dem Sodawasser in die gute Flasche. Auf diesen Weg werden wöchentlich rund 300 Kisten der verschiedenen Getränkemarken abgefüllt, ein Ende ist jedoch tragischerweise in Sicht.

Wie so manch anderer rührige Kleinstunternehmer scheint auch Helmut Schell vor der monopolistischen Bestie zu resignieren. Beim Handel sei es in Konkurrenz zu den großen Füllbetrieben völlig unmöglich, preislich mitzuhalten, und in der Gastronomie würden immer öfters Schankanlagen eingesetzt, sodaß heute lediglich drei Gaststätten als stetige Abnehmer verblieben sind. Dazu gesellen sich noch gesundheitliche Probleme und ohne (familiären) Nachfolger »geht halt auch der Sinn verloren«.

Gegenwärtig wird ein Kaüfer gesucht, wobei die Aufrechterhaltung der Produktion mehr als unrealistisch erscheint. Auf Perspektive wird die Produktionsstätte wohl nur mehr als Lager dienen, die Maschinen treten bestenfalls eine Reise gegen Osten an. Alles in allem wohl ein Trend der Zeit, wie Helmut Schell abschließend recht milde resümiert.

Drink & Fight back durch Selbstabholung:

Sodawasser & Limonadenerzeugung Schell

Niedertorplatz 2 - Hallein