august 1998

kurzfehler

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Das Kulturgelände Nonntal ist stark sanierungsbedürftig! So hieß die Empfehlung des Kontrollamtes an die Stadt Salzburg in ihrer Rolle als Hauseigentümerin. Da nun gleichzeitig über sinnvolle und vor allem notwendige Erweiterungen nachgedacht werden soll, initiierte die ARGE Kulturgelände gemeinsam mit der technischen Universität Graz einen Ideenwettbewerb zum Thema Sanierung und Erweiterung des Kulturgelände Nonntal. Mit annähernd 100 Anmeldungen und einer hochkarätig besetzten Jury (u. a. mit Prof. Klaus Kada/Aachen und Heinz Lang /Halle 1, Salzburg) kann man auf die Ergebnisse gespannt sein. Die Jury ist für Mitte November 1998 geplant.

Kinder, Finger weg von der Altstadt! Mit diesem kulturellen Vermächtnis spielt man nicht dumm und gedankenlos herum! Daher gehören »Kunst«-Objekte aus Mineralwasserplastikkisten allemal nicht auf den Alten Markt. Das meint immerhin auch Herbert Fux und läßt euch diesbezüglich auch via Kronen Zeitung ausrichten: »Die Altstadt ist nicht das Werk dieser (d.h. eurer, Anm.) Generation.« Wäre dem so, müßte die Altstadt logischerweise »Neustadt« und der Platz dementsprechend »Neuer Markt« heißen. Den habt Ihr aber bis heute immer noch nicht zustande gebracht. Obwohl ihr sicher wißt, daß es bekanntlich auch in Salzburg eine Art »Neustadt« gibt. Doch für so eine kulturelle Großtat seid ihr offensichtlich zu faul oder zu unerfahren. Statt dessen verschandelt ihr die Altstadt und versaut touristische Fotomotive. Muß das sein, liebe ACP-Galerie, liebes Künstlerduo Berthold Hörbelt & Wolfgang Winter? Ihr hättet zumindest Holzbierfässer verwenden können. Nur weil andere Städte moderne Kunst nötig haben (da sie in der Vergangenheit halt einfach zu faul waren, um eine mit Salzburg vergleichbare Altstadtkulisse zuwege zu bringen), heißt das noch lange nicht, daß dies für Salzburg auch gilt. Wenn ihr also bis zum nächsten Mal keinen »Neuen Markt« auf die Beine gestellt habt, dann bleibt doch bitte beim Spielen mit Kunst und so in euren eigenen vier Wänden. Dazu sind sie ja da.

Kulturressortchef Heinz Schaden? Der SPÖ-Vizebürgermeister und Spitzenkandidat für die Gemeinderatswahlen 1999 will die Kulturpolitik in Salzburg zur Chefsache machen: »Ich würde gerne selber das Kulturressort übernehmen«, erklärte Schaden in einem Interview mit dem »kunstfehler«, der den sozialdemokratischen Stadtvize und Bürgerlistenklubobmann Helmut Hüttinger gemeinsam vor das Mikrophon gebeten hatte. Schaden weiter: »Entweder es gibt 1999 eine Wähler-entscheidung, die klar genug ist, daß die SPÖ wieder selber das Kulturressort übernimmt, oder jedenfalls - auch in Zusammenarbeit mit anderen Fraktionen - stark genug macht, daß derartige kulturpolitische Entscheidungen, wie sie in den vergangenen Jahren gefallen sind, einfach nicht mehr passieren können.« (Das gesamte Gespräch Schaden-Hüttinger gibt’s in der September/Oktober-Ausgabe.)

Globalisierungsfalle Fußball. Wer hätte das gedacht? Ausgerechnet bei der Fußball-WM erwischt es Europa eiskalt. Da ist es nur gut, daß im allgemeinen Samba- und Exotentaumel die schreckliche Wahrheit hinter all den bunten Flaggen und dunkelhäutigen Menschen kleinformatig enthüllt wird. Oder haben Sie etwa auch nicht gemerkt, daß »in den ersten fünf Tagen« der Weltmeisterschaft »nur ein einziges Spiel unter Europäern« (Holland : Belgien) stattgefunden hat? Na also. Da ist sie nun, die Globalisierungsfalle. Was genau darunter zu verstehen ist, wissen wir nun endlich auch dank kleinformatiger Arithmetik, die uns vorrechnet, daß die Europäer mit 15 Mannschaften »wohl immer noch die meisten WM-Teilnehmer« stellen, doch gegenüber den 17 außereuropäischen Mannschaften »knapp in der Minderheit« sind. Glücklicherweise kann mittels sportlichem Leistungsnachweis aber auch der Ausländeranteil minimiert werden. Denn nach dem durch Ivo Vastic errungenem 1:1 unserer Nationalelf gegen Chile besann sich das Kleinformat auf die Dialektik des Begriffs »Um- volkung« (Einvolkung?) und verkündete stolz: »Ivo, jetzt bist du ein echter Österreicher«. Half aber alles nichts. Dafür wurde Frankreich, jene Eurozentristen-Alptraummannschaft mit in Ghana und Guinea geborenen Spielern bei der dann auch noch mit Zidane ein Nachfahre algerischer Berber (!) die entscheidenden Sie-gestore schoß, Weltmeister. Was müssen die Gralshüter des »europäischen Kulturkreises« dann erst bei der kommenden EM an arithmetischen Rechnungen aufstellen, um zu beweisen wie durch den Fußball die »europäische Identität« zersetzt wird.

Der Wappenstreit um die Verwendung des Salzburger Landeswappen, das per Beschluß der Landesregierung wohl so dubiosen Vereinen wie dem Kameradschaftsbund oder der »Kronen-Zeitung« zusteht, nicht aber autonomen Kultureinrichtungen wie beispielsweise der ARGE Kulturgelände, ist um eine Facette reicher: Während die Salzburger eifrigst darauf achten, daß der Landeslöwe nur ja keinen Auslauf erhält, beschloß die Stadt Wien, daß ihr Wappen - ein rotes Schild mit weißem Grund - »ohne Genehmigung und Gebühr« von jedermann/ frau verwendet werden darf.

Die Salzburger Volkszeitung (SVZ) erhielt dieser Tage vom Ministerrat unter dem Titel »Besondere Presseförderung« für 1998 über elf Millionen Schilling »zur Erhaltung der Medienvielfalt« bewilligt. Das Geld sei der ÖVP-Parteizeitung, die ohnehin weitgehend ohne Publikum auskommen muß, auch vergönnt. Irritierend ist in diesem Zusammenhang nur, daß ausgerechnet die SVZ versucht hat, den überaus positiven Bericht des städtischen Kontrollamtes über die Finanzgebarung der ARGE Kulturgelände Nonntal, mit dem Argument, der »kunstfehler« komme nicht ohne Zuschuß aus, zu skandalisieren. Also liebe SVZler: Wer derartig wenig Publikumszuspruch hat und wer derartig viel öffentliches Geld als indirekte Parteienförderung lukriert (die elf Mille sind ja lange nicht alles!), sollte mit Totschlagargumenten gegenüber anderen Medien etwas vorsichtiger sein und sich vielleicht doch noch einmal die Geschichte vom Zauberlehrling und seinem Besen reinziehen...

Die Halleiner SPÖ bekommt ernsthafte Konkurrenz. Nachdem sie Ende Juni gegen die Stimmen der FPÖ und der »Aktion Lebenswertes Hallein« (ALH) - die ÖVP verließ bei der Abstimmung die Gemeinderatssitzung - das Skandalbudget 1998 (siehe auch Seite 15) durchgedrückt hatte, beginnt sich nun ein links- alternatives Wahlbündnis zu formieren. Nach dem derzeitigen Stand der Verhandlungen dürfte die Wahlplattform vor allem aus den Halleiner Grünen von der ALH und Teilen der Sozialdemokratie bestehen. Besonders schmerzhaft für die rosaroten GenossInnen in der Keltenstadt ist, daß SP-Vizebürgermeister Walter Ebner der neuen Gruppe zugerechnet wird. Im Hintergrund mit dabei ist übrigens auch Halleins KPÖ-Urgestein Ernst Gold, der zwar selbst nicht mehr kandidieren will, ohne den in Hallein aber nach wie vor nichts läuft.

Existenzsicherung und die Angst um den Verlust des Arbeitsplatzes sind in Zeiten von Globalisierung und Neoliberalismus (notgedrungen) in aller Munde. Auch im frauenpolitischen Kontext wird von Arbeit meist bloß noch in der Bedeutung von Erwerbsarbeit gesprochen. Zunehmend fragwürdiger wird daher, ob der einzige, Sinn der (weiblichen) Existenz und deren Sicherung in dieser ökonomischen Teilwirklichkeit liegen kann. Könnte der Begriff der Existenzsicherung nicht (wieder) in einem erweiterten Sinn gedacht werden? Welche politischen Modelle müßte frau dazu entwerfen? Welche Handlungs- und Reflexionsfelder würden dadurch eröffnet?

Mit Fragen wie diesen können sich alle interessierten Frauen (vornehmlich Bildungs-, Sozial- oder Kulturbereich) zwischen 13. und 16. September im Berufsbildungsinstitut Strobl/ Wolfgangsee auseinandersetzen. Nähere Infos und Anmeldung bei Doris Schober, Salzburger Frauentreffpunk Telefon: 0662/87 54 98.

Das Symposion FrauenMobilität findet vom 3. bis 5. September auf der Burg Kaprun im Pinzgau statt.Infos für dieses hochkarätig besetzte Tagung im Rahmen des Projektes »Frauen in den Hohen Tauern - Vom Korsett zum Internet« über das Büro für Frauenfragen/Salzburg, Tel: 0662/8042-3400.