märz 2000

Gerald Gröchenig
geschaut

Theatersport: Salzburg gewinnt Nord-Derby

Das Theater YBY im Finale im Linzer Posthof

Cup-Stimmung im beinah ausverkauften Linzer Posthof, »Familie-Huber«-Chöre schon lange vor Matchbeginn, ein paar Salzburger Schlachtenbummler, die allerdings im Lärm der Linzer Fans untergehen. Nach Absingen der Hymne (»Schön ist es, auf der Welt zu sein«) und fußballgerechten Verbalinjurien gegen den deutschen Schiedsrichter (»schwoaze Sau«, von diesem aber theatergerecht - »wenigstens keine blaue« - gekontert) begann ein an Dramatik nicht zu überbietendes Spiel, bei dem zuerst die Oberösterreicher die Nase vorne hatten.

Allerdings bestach die »Familie Huber« (bestreitet sonst im Phönix die Nightline) nicht gerade durch geniale Theaterimprovisationen, man merkte, dass sie sich erst seit kurzem auf den Bewerb vorbereitet hatten (Live Kommentar Patrick Huber:»I kenn mi hint und vurn nit aus«). Es war die Heimlastigkeit des Linzer Publikums, das selbst klare Salzburger Punktesiege für Linz wertete und die »Familie Huber« mit einem knappen Vorsprung in die Pause schickte. Für alle, die mit dem Regelwerk dieser Sportart nicht vertraut sind: zwei Theaterteams treten gegeneinander an und improvisieren zu vom Publikum gerufenen Themen (Schüssel, Elefanten ...), Genres (Western, Gruselfilm ...), Örtlichkeiten (Hofburg, Besenkammer ...) oder Emotionen (Hass, Gier...). Das Publikum entscheidet jeweils durch Mehrheitsentscheid, welches Team die Aufgaben besser gelöst hat.

Erst durch eine grandiose Schlussoffensive (das Stück musste eine Oper sein, in der Oper spielen und zwei Elefanten zum Thema haben) gelang es den Ybys (Walter Anichhofer, Christian Sattlecker und Stephan Kreiss), das Endergebnis klarzumachen: Mit einer Folge von Arien, Duetten und Terzetten, schauspielerischen Einlagen und einer genialen Handlung (Großwildjäger trifft gerade keine Elefanten und geht deshalb in die Oper, wo er zwei Elefanten trifft, die gerade in die Oper gehen, weil sie keinen Großwildjäger treffen - oder so) überzeugten sie am Ende selbst das heimlastige Linzer Publikum, das Punkte und Sieg schließlich an Salzburg vergab. Nach der Fußballniederlage der KUPF OÖ gegen den Salzburger Dachverband im Vorjahr ein weiterer sportlicher Rückschlag der Linzer Kulturszene.

Im Finale mussten sich übrigens die Salzburger den favorisierten Europameistern vom Grazer »Theater am Bahnhof«, die im zweiten Halbfinale München ausgeschaltet hatten, geschlagen geben.