märz 2000

Didi Neidhart
zu gast

Texta

Linzer HipHop

Wenn ein Konzert zu einer Party wird, bei der den ganzen Abend über maßgebliche Teile des Publikums den Abend gestalten und sich weder die »Hauptacts« noch das Veranstaltungsteam darüber aufregen, dann manifestiert sich ein grundsätzlicher HipHop-Gedanke in seiner wohl schönsten und faszinierendsten Ausformung. Teilten sich doch beim Konzert der Linzer HipHopper Texta im Kulturgelände Nonntal mehr als 15 (!) lokale Crews die Micros und Plattenspieler. Da kann Salzburgs FPÖ-Vizebürgermeister Siegfried Mitterdorfer ruhig gegen Rap wettern und im Gegenzug das Erlernen der Landeshymne als »volkspädagogisch nützlicher« propagieren.

Was auch gleich das Thema Politik zur Eröffnungsfrage machte. Dazu Huckey von Texta: »Natürlich sind wir vordergründig die lustigen HipHop-Linzer Buam. Deshalb erkennen einige Leute auch nicht, dass wir durchaus politische Nummern schreiben können. Dafür müssten einige von uns eh nur auf ihre Punk/Hardcore-Wurzeln zurückgreifen. Wir haben uns nie vor sozialpolitischen Kommentaren gedrückt. Nur sind wir keine HipHop-Liedermacher, die mit erhobenem Zeigefinger ein bierernstes politisches Konzert geben.«

Wobei Texta das Verhältnis zwischen Party, Experimentieren und den Möglichkeiten bzw. Wirkungen politischer Aussagen sehr genau und selbstkritisch unter die Lupe nehmen.

»Wir hatten bei der aktuellen CD ðgegenüberÐ zum ersten Mal ein rund um die Uhr benützbares Studio. Dadurch gab es mehr Zeit zur Reflexion. Das betraf auch die inhaltliche Ebene. Es geht nicht mehr einzig darum, warum etwas gesagt wird, sondern auch darum, wie etwas vorgetragen wird.«

Ebenso wichtig dürfte auch die nicht nur geographische Nähe zum Linzer »Volxmusik-Duo« Attwenger gewesen sein. »Das war immer schon unterschwellig da. Ich begleite ja auch den Hans-Peter Falkner (Attwenger, Anm.) bei diversen Anlässen am Schlagzeug. Aber wir rappen auf alle Fälle nicht im Dialekt. Das würde uns schon Spass machen, aber im Endeffekt wäre es nur blöde und nicht frei von nationalistischen Grundtendenzen.«

Trotz guter Kontakte und überschwenglichem Presseecho ist das Verhältnis von Texta zur aktuellen HipHop-Szene in Deutschland jedoch ein zwischen alten Undergroundfreundschaften und jetzigen VIVA/MTV-Chartplatzierungen gespaltenes.

»Die aktuelle CD geht ganz bewusst weg von diesen ganzen Sachen, wo jeder nur sagt wie cool und supertoll er ist. Da finden wir sogenannte ðpersönliche GeschichtenÐ um einiges interessanter. Sich textlich an Bands wie Blumfeld oder Die Goldenen Zitronen zur orientieren ist immer noch die größere und spannendere Herausforderung.«