märz 2000

Thomas Randisek

Nur mehr ohne Claus

Der Kontrollamtsbericht zum Ende des »Kleinen Theaters« liegt vor

Mit beachtlicher Verzögerung - rund ein halbes Jahr nach Schließung des Theaterbetriebes - wird nun der Bericht des Kontrollamtes der Stadt Salzburg vorgelegt, um Aufklärung in Vorgänge rund um die Liquidation des Kleinen Theaters zu bringen. Als Ergebnis dieser Kontrolle lassen sich zwar die Vorgänge nun zeitlich wie finanziell nachvollziehen, wer allerdings Empfehlungen des Kontrollamtes erwartet hat, wird enttäuscht.

Bekannt ist, dass die Situation des Theaters über Jahre hinweg äußerst prekär war, da die Verschuldung immer größere Ausmaße annahm und nur eine Erhöhung der öffentlichen Förderungen sowie eine Haftungserklärung des Mäzens und Sponsors William Hayward das Überleben sicherte. Betriebswirtschaftlich, so die städtischen Prüfer, war die Trennung in Boulevard (Kleines Theater Schallmoos) und Gegenwartsdramatik (Metropolis) kein Erfolgsmodell, denn die ursprüngliche Absicht, die Bühne für Gegenwartsdramatik durch Gewinne aus dem Boulevardtheater zu unterstützen, ging nicht auf. Die Verluste des Theaters stiegen kontinuierlich von öS 3,6 Mio. (1996) auf öS 5 Mio. (1997). Hayward verpflichtete sich aber bis Mitte 2001 allfällige Verluste bis zu einer Höhe von jährlich öS 3,0 Mio. abzudecken und so einen weiteren, finanziell mittelfristig abgesicherten Spielbetrieb zu garantierten.

In der finanziell bedrohlichsten Situation geschah das, was das Vertrauen der politisch Verantwortlichen in den ehemaligen Geschäftsführer Claus Tröger offensichtlich dauerhaft erschüttern sollte. Das Anlegen von Schwarzgeldkonten. »Es gibt keinen wie immer gearteten Hinweis, Claus Tröger habe Gelder für private Zwecke entnommen«, so der Bericht. Die Gelder wurden verwendet, um den zeitweise gekündigten Bediensteten die Differenz von Arbeitslosenunterstützung und Nettoverdienst auszubezahlen. Die Gehälter waren »nicht überhöht«, ein Nettoverdienst von durchschnittlich öS 14.900.- scheint dem Kontrollamt für Kulturaktivitäten in dieser Stadt angemessen. Dennoch: Schwarzgeldkonten erfüllen den Tatbestand einer strafbaren Handlung. Allerdings, und hier übt das Kontrollamt Kritik, die Existenz dieser »schwarzen« Konten (deren Bewegungen im Übrigen nachvollziehbar sind) war auch dem Controller und späteren Geschäftsführer Willi Rehberg bekannt. Dieser aber vernachlässigte seine kaufmännische Sorgfaltspflicht. Er informierte weder den Vorstand noch das Finanzamt oder die Gebietskrankenkasse. Auch seine Auskunftsfreudigkeit gegenüber der Politik lässt Lücken erkennen. Die wirklichen Gründe für die Liquidation bleiben verworren, der Bericht stellt mehrere Möglichkeiten in den Raum: Der ehemalige Controller Rehberg unterstellt William Hayward die Absicht, sich mit dem Konkurs aus der Haftung (also bis zu öS 3 Mio. jährlich) ziehen zu wollen. Hayward widerlegt dies mit einem ausführlichen Schriftverkehr mit den Verantwortlichen Landesrat Raus und Bürgermeister Schaden. Diese hatten für eine Weiterführung des Betriebes allerdings zur Bedingung gemacht, dass Claus Tröger ausscheidet. Ein Eingriff in die Vereinsautonomie, den Hayward so nicht akzeptieren wollte. Tröger sollte - die Zeit drängte - dem Betrieb noch als Berater zur Verfügung stehen. Dass die Politik sich längst auf ein Kleines Theater ohne die Person Claus Tröger festgelegt hatte, realisierte der Mäzen zu spät. Die schnell geänderte Rechtsträgerschaft des Kleinen Theaters - an Stelle eines Vereines folgte eine GmbH - erwies sich zudem als Hürde. Die Stadt Salzburg stellte - um den Vorgang juristisch zu prüfen - die laufenden Zahlungen ein. William Hayward leitete kurz darauf resigniert das Konkursverfahren ein: »Wenn der Mann, der die künstlerische Gestaltung dieses Theaters prägt, von heute auf morgen beseitigt werden soll, damit die Subventionen weiter fließen, muss das ohne mich bewerkstelligt werden.« Was bleibt? Ein nicht nachvollziehbarer, politischer Schnellschuss, ein totes Theater, und ein Kontrollamtsbericht, der zu alledem keine Empfehlungen abgeben kann.