märz 2000

Thomas Neuhold

Eine schöne Beirats-Leiche

Zwei prominente Austritte aus dem Landeskulturbeirat

»Seit meiner Mitarbeit im Beiratsausschuss habe ich das Gefühl, dass ich das im Ausschuss herrschende Harmoniebedürfnis störe«. Mit Ende 1999 hat Herwig Pöschl, Leiter des »Internationalen Zentrums für Kultur & Management«, seine Funktion im Beiratsausschuss des Salzburger Landeskulturbei rates (LKB) zurückgelegt. Auch Hans Köhl vom Salzburger Heimatwerk, seit 1994 als Vertreter der Volkskultur im LKB vertreten, hat seine Funktion mit Ende 1999 frühzeitig beendet. Er attestiert dem Gremium, das eigentlich die Interessen der Salzburger Kulturschaffenden gegenüber der Landesregierung artikulieren sollte, sich zur »schönen Leich« gewandelt zu haben.

So wäre der LKB zwar zu allen grundsätzlichen und bedeutsamen Fragen der Kulturpolitik (Gesetze, Verordnungen, Großvorhaben, Kulturberichte, Kulturförderung ...) gemäß dem Gesetz zu hören, die Realität sehe allerdings anders aus. Köhls Resümee: Man wurde kein einziges Mal von der Landesregierung zu Rate gezogen und wird im nachhinein mit Dingen beschäftigt, die längst beschlossene Sache seien. Statt dessen übt man sich eher in Selbstfindung von vermeintlichen Problemen.

Pöschl formuliert die Problemlage in seinem Abschiedsbrief drastischer: »Ganz sicher hat sich der Beirat den Dialog mit Politik und Verwaltung nicht erstritten und geht letztenendes konfliktscheu diesen Auseinandersetzungen aus dem Weg.« Was Pöschl als »chronische Wirkungslosigkeit« bezeichnet, nennt Köhl: »Vier Ordner prall gefüllt... - für ein faktisches Null.«

Bei der Novellierung des Landes-Kulturfördergesetzes 1998 hatte der frühere Ausschuss darauf geachtet, durch verkleinerte Entscheidungsgremien mehr Mitbestimmung aktiver Kulturschaffender möglich zu machen. Hinter den Kulissen wird aber schon deutlich kritisiert, dass sich so manche Vertreter eher mit Amt und Landesregierung identifiziert als mit den Kultureinrichtungen. Zu aktuellen Themen hört man wenig. Dafür werde auf Initiative von Gerhard Eder (Jazzfestival Saalfelden) versucht, den Dachverband Salzburger Kulturstätten zu attackieren, berichteten Beiratsmitglieder dem »kunstfehler«.

Dass der neue Beiratsausschuss völlig zahnlos agiert, wird freilich auch seinem Vorsitzenden angelastet: Hans Peter Kaserer gilt zwar als Experte für Salzburger Museumspläne, für die Bereiche außerhalb dieser Repräsentationsbauten vermissen aber viele jegliches Engagement. Sich den gesetzlich garantierten Dialog politisch und fachlich zu erstreiten, dafür fehle ihm die nötige Konfliktbereitschaft und Erfahrung, heisst es selbst im Chiemseehof.

Anstatt sich der Probleme der Salzburger Kulturschaffenden anzunehmen, wichtelt man lieber in höheren Sphären umher und blamiert sich dabei schon mal anständig: Als der Landeskulturbeirat mit LKB-Mitglied Jürg Stenzl den Gemahl von Bayreuth-Anwärterin Nike Wagner in die Findungskommission für die neue Salzburger Festspielpräsidentein urgierte, konnten sich selbst Wiener Tageszeitungen bissiger Kommentare nicht enthalten.

Hans Köhl resignierend: »Ich habe nicht die Zeit und auch nicht die Lust, meine karge Freizeit noch länger in aufgezwungener Untätigkeit zu verbringen und in der in jeder Hinsicht ineffizienten Einrichtung Landeskulturbeirat auch noch Frust aufzubauen.«