märz 2000

Wolfgang Drechsler
kommentar

One world is enough

Über ein Musik-, Sport- und Denk-Event

Die politische Entwicklung mit ihrem vorläufigen schüsseligen Abschluss einer blau- schwarzen Koalition ist sicherlich mehr als ein relevanter Grund, sich im Jugendbereich mit der Frage der Integration zu beschäftigen. Mitte April wird im Rockhouse unter dem Titel »one world is enough« ein neuer Versuch unternommen.

Wer sich bis zuletzt mit der Formel »wem die Jugend gehört, dem gehört die Zukunft« vertröstet hat, der sollte sich spätestens seit dem letzten Wahlergebnis vom Oktober - FPÖ als Partei mit dem höchsten Jungwähleranteil - auf unwirtliche Zeiten einstellen. Vorbei der oft rührend kultivierte trügerische Schein, dass das Projekt Aufklärung in der scheinbar homogenen Kategorie Jugend breiten Einzug gehalten hätte. Den positivistischen Erwartungen entgegen werden das Desinteresse, mehr noch die Ablehnung solidarischer Formen des Zusammenlebens sowie Maßnahmen der aktiven Integration immer offenkundiger.

Vor diesem Szenario präsentierten vor kurzem »Die Grünen Salzburg« ein von der »Grünen Bildungswerkstatt« initiiertes Integrationsprojekt mit dem Titel »one world is enough«. Als »fetziges Event« Mitte April im Rockhouse als neutralen Ort geplant, sollen »die Ängste, Sorgen und Probleme, die österreichische Jugendliche gegenüber den ausländischen Jugendlichen (und umgekehrt)haben, ernstgenommen, aufgenommen und besprochen werden«. Rund um die zentrale Diskussion mit Jugendlichen aus verschiedenen sozialen Milieus und mit unterschiedlichen inhaltlichen Zugängen soll mittels kultureller Angebote wie eines DJ- Contests, Karaoke-Singen, Plakatausstellung, Filme... ein ansprechender, offener Rahmen zum gegenseitigen »Zuhorchen und Kennenlernen« geschaffen werden. Lohnen soll sich der Besuch jedoch auch für »Mittelschüler oder BHS-Schüler; junge Leute also, die gewohnt sind, Texte zu lesen und darüber zu reflektieren«, wobei eine Broschüre, die sich schwerpunktmäßig mit der sozialen Frage auseinandersetzt, erstellt wird.

Ungeachtet der durchaus ehrenswerten Intentionen des Vorhabens schafft der konzeptionelle Versuch eines möglichst breiten Zugangs für manch gröbere Irritation. So notwendig eine Auseinandersetzung gerade mit rechten, vornehmlich der sozialen Unterschicht zugehörigen Jugendlichen ist, so abenteuerlich gestaltet sich die gewünschte und bereits zugesagte Projektunterstützung durch eine Nachwuchsagentur des Staatsrassismus, konkret dem »Ring Freiheitlicher Jugend«. Vermeintlich Verweise auf andere Veranstaltungen wie der ARGE-Bärengaudi, die laut Christoph Lindenbauer »an der Idee der Integration vorbeigeht«, kann bei aller berechtigten Kritik an der link(sliberal)en, fahl schmeckenden Einbrennsuppe nicht wirklich als Entschuldigung dienen.

Bleibt der moralische Versuch, konkreten Feindbildern positive Bilder gegenüberzustellen, wobei sich Lindenbauer dabei in Bescheidenheit übt: »Trotz der festen Überzeugung, dass das Andere uns bereichert, glaube ich nicht an Weltverbesserung. Natürlich werden nicht alle geläutert die Veranstaltung verlassen, bei so manchen wird jedoch ein Denkprozess einsetzten.« Hoffentlich!

One world is enough

Ein Musik-, Sport- und Denk-Event

14. April 2000/ Beginn 19Uhr

Rockhouse Salzburg

Wolfgang Drechsler