november 1998

Thomas Neuhold
kommentar

Ein Rücktritt mit Augenmaß

Christian Burtscher hat nach langen Jahren an der Spitze der Bürgerliste Land und Klubvorsitz der einzigen Oppositionspartei im Salzburger Landtag das Handtuch geworfen. Burtscher hat mit seinem Schritt einmal mehr bewiesen, daß er zu jenen politisch Aktiven gehört, die sich auch nach Jahren in der Politik ein Augenmaß für die menschliche Dimension bewahrt haben. Er verläßt die Landespolitik aus freien Stücken, er geht zu einem Zeitpunkt, wo er nicht mit »nassen Fetzen« ausgejagt wird. Im Gegensatz zu anderen PolitikerInnen kann er loslassen. Burtscher weiß selbst, wann es genug ist.

So macht man das, wenn man in guter Erinnerung bleiben will.

Aber auch inhaltlich kann sich Burtschers Bilanz sehen lassen. Ein Teil davon ist im »kunstfehler«-Interview - das so etwas wie ein Abschiedsgespräch geworden ist - mit SP-Klubchefin Gabi Burgstaller und ihm nachzulesen. Vor allem aber ist die jüngst erfolgte Änderung der Salzburger Landesverfassung und Demokratisierung der Landtagsstrukturen vielleicht so etwas wie Burtschers politisches Vermächtnis, das fast ausschließlich auf sein unermüdliches Engagement zurückgeht.

Daß der Grödiger innerparteilich auch schon einmal über politische Leichen gegangen ist, daß er - Burtscher bestreitet immer heftig, »in dieses Ladl« zu gehören - einem eher konservativen Weltbild anhängt, tut dieser grundsätzlich positiven Bilanz keinen Abbruch. Auch daß er ein pfäffisches Image hat - unter Salzburger JournalistInnen wurde er eine zeitlang »Euer Merkwürden« genannt - ändert nichts an seinen Verdiensten.

Selbst der überraschende Rücktritt wurde von ihm so gestaltet, daß er gerade noch eine Chance für die Grünen darstellen kann: Der/Die Neue hat genug Zeit, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren und kann gleichzeitig neu und unverbraucht in den Wahlgang im März gehen.