november 1998

Thomas Neuhold
kommentar

Kulturszene:

Wenig Lust auf Politik

»Bürgerliste: Wenig Lust auf Kultur«, titelte der »kunstfehler« im August. Dieser Kommentar zum Stellenwert der Kulturpolitik bei den Salzburger Grünen hat dem Autor unzählige Telefonate und intensive Diskussionen mit VertreterInnen der Bürgerliste eingebracht. Vor allem die Forderung, daß es »neben einer inhaltlichen Gewichtung hin zur Kulturpolitik auch eines klaren personellen Signals auf der KandidatInnenliste« (der Bürgerliste-Stadt; Anm.) bedürfte, hat die mit der Listenerstellung Beauftragten beschäftigt: Vizebürgermeister Johann Padutsch und Klubobmann Helmut Hüttinger gingen auf die Suche nach Kulturschaffenden, die als unabhängige VertreterInnen der Kulturszene auf einem relativ sicheren Listenplatz in den Gemeinderat einziehen wollen.

Ohne Erfolg! Das angebotene Mandat wurde glattweg ausgeschlagen. Anfang Oktober teilte ein sichtlich enttäuschter Hüttinger mit: »Es hat nicht funktioniert.«

Es mag in jedem Einzelfall gute persönliche, berufliche oder politische Gründe gegeben haben, das bemerkenswerte Angebot der Bürgerliste abzulehnen. Diese sind auch zu akzeptieren. In der Gesamtschau freilich haben sich Salzburgs Kulturschaffende und die von Institutionsegoismus gekennzeichnete Szene einen schlechten Dienst erwiesen. Die Chance, die oft mühsame außerparlamentarische Lobbyarbeit »drinnen« zu ergänzen und zu verstärken, wurde vergeben. Wer nicht will, der hat eben schon!

Noch etwas: Im selben Kommentar hat der »kf« auch von der Hoffnung auf neuen Schwung für die Landes-Grünen und von einem Weckruf für so manche schwarz-rot-blaue Sitzungsschlafmütze durch die Kandidatur Elisabeth Mosers geschrieben. Dies ist vielerorts als Kritik an Karoline Hochreiter verstanden worden. Das war nicht gemeint. Hochreiter hat zweifellos - trotz schwerer fraktionsinterner Konflikte - einen wichtigen Beitrag zum Aufbau und zur Stabilisierung der Bürgerliste als politische Kraft im Land geleistet.