november 1998

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November 1945...

... schlägt die Geburtsstunde der ÖH. Im Rahmen des Allgemeinen Hochschulstudiengesetzes, kurz AHStG, wird der bundesweiten Studierendenvertretung an jeder Hochschule eine eigene Rechtspersönlichkeit und Selbstverwaltung zuerkannt. 1947 erlangt sie den Status einer »Körperschaft öffentlichen Rechts«. Bereits ein Jahr zuvor finden die ersten Wahlen statt. Eine Wahlbeteiligung von rund 70 Prozent begründet die Notwendigkeit einer gesetzlichen Vertretung für Studierende. Als Sieger geht der sogenannte »Wahlblock« hervor, eine Vereinigung aus christlichen und bürgerlich-konservativen StudentInnengruppen. Der »Wahlblock« beherrscht die Studierendenpolitik bis weit in die 60er Jahre, die Hauptanliegen der damaligen StudifunktionärInnen beschränken sich weitgehend auf Serviceleistungen kultureller und sozialer Art. Dies traf damals auf den VSStÖ ebenso zu wie auf den »Wahlblock«.

Als »Studentenvertretung des Dritten Lagers« präsentiert sich in den späten 50er und 60er Jahren der RFS. Die rechten Kameraden bringen es bei den damaligen Wahlen immerhin auf satte 30 Prozent. 1965 macht das rechte Eck der Studentenszene dann auf sich aufmerksam, als bei einer Demonstration gegen Wirtschaftsprofessor Borodajkewycz - nachweislich als Nazi entlarvt und für zehn Jahre vom Dienst suspendiert - durch Gegendemonstranten aus den Reihen des RFS der Kommunist und ehemalige KZ-Häftling Ernst Kirchweger so schwer verletzt wird, daß er kurz darauf verstirbt.

Das Engagement der ÖH-lerInnen in den späten 60er Jahren reicht von antiimperialistischen Solidaritätsaktionen über Zerwürfnisse mit den Mutterparteien bis hin zu den legendären Teach-Ins der Wiener Aktionisten. Die frühen 80er bringen mit Hainburg ein Aufkeimen der Neuen Sozialen Bewegungen und der Ökologiebewegung - daraus resultierend den notwendigen Nährboden für das Entstehen von Grün-Parteien. In Hainburg sind Tausende Studierende aktiv, um den geplanten Bau des Donaukraftwerks - schließlich auch erfolgreich - zu verhindern.

Derzeit sind acht Fraktionen im Zentralausschuß (»StudentInnenparlament«) vertreten. Die ÖVP-nahe AktionsGemeinschaft stellt seit den Wahlen im Mai 1997 den Bundesvorsitzenden und führt mit 28 von 65 Stimmen eine Minderheitenexekutive. Die weiteren Mandate werden von der Grün-Alternative GRAS (10), dem SPÖ-StudentInnenclub VSSTÖ (8), dem Liberalen LSF (7), den Fachschaftslisten FLÖ (5), den FP-Studenten vom RFS (3) sowie der rechtskonservativen JES (2) und den KPÖ-Studenten vom KSV (2) gehalten. Die nächsten ÖH-Wahlen finden im Mai 1999 statt.