november 1998

kurzfehler

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Claus Tröger will im Namen des »Kleinen Theaters« den Dachverband Salzburger Kulturstätten verlassen. Noch vor wenigen Monaten war Tröger noch jede vom Dachverband organisierte Hilfe und Solidaritätsaktion recht, um seinen Job zu retten. Kaum glaubt der umstrittene Intendant, der sich zuletzt überwiegend durch Falsch-, Fehl- und Halbinformationen über das finanzielle Desaster seines Hauses einen Namen gemacht hatte, seinen Arsch halbwegs im Trockenen zu haben, ist’s also auch schon aus mit der Solidarität. Gut möglich, daß bei der nächsten Attacke gegen das »Kleine Theater« niemand mehr sein sprichwörtliches »Ohrwaschl« rührt.

Der Volkssport Landeswappenjagd geht weiter: Landeshauptmann Schausberger wollte das offenbar begehrte Stück dem Kameradschaftsbund verleihen, sein Stellvertreter Gerhard Buchleitner stimmte zu unter der diplomatisch gewieften Bedingung, daß - um »den Dialog zwischen den Generationen und den Kriegsteilnehmern und Opfern des Nationalsozialismus zu fördern« - die Israelitische Kultusgemeinde und das Friedensbüro ebenfalls das Landeswappen tragen dürfen. Letztere werden wie dereinst das Kulturgelände hingehalten, indem ihr Verhältnis zur ARGE für Wehrdienstverweigerung und Gewaltfreiheit mehr oder weniger untersucht wird.

Neue Kultur-Häuser: Gleich zwei Kulturstätten haben dieser Tage den Betrieb in ihren neuen Häusern aufgenommen. DAS ZENTRUM in Radstadt (Grete Schütte Lihotzky-Platz 1) kann sich nun eigener Räumlichkeiten und einer freigestellten Kulturarbeiterin erfreuen. Und auch in Hallein kann trotz der miserablen Finanzlage ein neues Haus eröffnen: Das Jugend- und Kulturzentrum Pernerinsel (Mauttorpromenade 11/Hallein).

Über das Plakat von LH Schausberger rätselte die Salzburger Bevölkerung wochenlang: Ein Kunstzentrum, bei dem eingekeilt zwischen einer Umweltuntertunnelung oder einem Tunnel, in dem die Umwelt Platz haben soll und einem Stadion laut Ankündigung etwas weitergehe. Für das Stadion gibt es immerhin schon vier bis fünf Standorte samt Plänen, bei denen nur noch die Grundstücksbesitzer informiert werden müssen, aber wo zum Mozart ist das Kunstzentrum, von dem UHLH da spricht?

Endlich hatte der LH ein Einsehen mit der völlig verunsicherten Bevölkerung und schaltete ein Inserat mit der Auflösung des Rätsels: Ganz Salzburg wird ein Kunstzentrum! Und zwar gehe das ganz einfach, indem ein Museums-konzept vorliege! Aha. Jetzt kann wieder beruhigt geschlafen werden.

KulturStürmerinnen: Lange konnten sie nicht mithalten, die ober-österreichischen Kulturkolleginnen. Beim freundschaftlichen Fußballspiel Dachverband Salzburger Kulturstätten gegen KUPF (Kulturplattform Oberösterreich) mußte der KUPF- Torwart nach zehn Minuten das erste Mal hinter sich greifen. Der Rest war nur mehr Formsache - die oö Kulturaktivistinnen mussten die drückende Überlegenheit der Salzburger Stürmerinnen anerkennen. Denn noch insgesamt siebenmal »klingelte« es im oö. Gehäuse. Ein Ehrentreffer gelang den KUPFlerinnen dann doch noch zum 8:1- Endstand. Überlegenheit der Salzburgerinnen in allen wesentlichen Belangen: bei der Ballannahme, beim Spielwitz, bei den Traumkombinationen, bei der Frauenquote. Die Dachverbands-Spielerinnen waren tonangebend - einzig die Landeshymne tönte aus den oberösterreichischen Kehlen einfach professioneller.

»Spielregeln der Kunst« - unter diesem Titel findet in der Galerie 5020 seit Mitte Oktober eine voraussichtlich bis April 1999 geplante Vortrags- und Diskussionsreihe statt. Ziel der zusammen mit Forum Stadtpark (Graz), Depot (Wien), OK (Linz), Kunstraum (Innsbruck) österreichweit angelegten Reihe sind Fragen nach der Definition und Anerkennung von Kunst. Von zentraler Bedeutung ist hierbei die Abhängigkeit des Kunstbetr iebs von öffentlichen wie privaten Institutionen und deren Eigeninteressen. Um der Gefahr einer elitär-ausgrenzenden Ästhetikdebatte für reine InsiderInnen gleich in der Konzeption vorzubeugen, sind die einzelnen Abende als Dialoge angelegt, bei denen internationale Fachleute aus Kunstinstitutionen, Museen, Hochschulen, Theorie und Politik zusammen mit lokalen ExpertInnen auftreten. Dies soll zum einen Blicke über den jeweiligen lokalen Horizont ermöglichen, andererseits jedoch auch die Möglichkeit bieten, konkrete Probleme vor Ort zu verhandeln. Weitere Themen/Termine für Herbst/Winter 98: 12.11.: »Gegenöffentlichkeit« (Stefan Römer, Dr. G. Gröchenig), 26.11.: »Ökonomie - Privatisierung, Sponsoring und ökonomische Funktionen von Kunst« (Alice Creischer, Dr. H. Amanshauser), 10.12.: »Akademie/Kunsthochschulen« (Ekke Bonk, Dr. B. Wally, Prof. A. Gilow), 28.1.: »Kunstkritik« (Karl Markus Michel, Dr. Werner Thuswaldner)

Weitere Infos unter: Tel./Fax: 0662/848817

Der neue Landeskulturbeirat, das offizielle Beratungsgremium der Landesregierung in Kulturangelegenheiten, wurde im Oktober bestellt. Die Anzahl der Mitglieder wurde mit 24 beinahe halbiert, seine Funktionsperiode von drei auf vier Jahre verlängert. Durch diese Änderungen soll eine effektivere Arbeit gewährleistet sein. Der Beiratsausschuß, quasi der Vorstand des Landeskulturbeirats, besteht aus folgenden acht Personen: Vorsitzender ist Dr. Hans Peter Kaserer, Vors. Stv. Gerhard Eder vom Jazzfestival Saalfelden. Weiters sitzen drinnen: Mag. Tomas Friedmann (Literaturhaus), Friedl Bahner (Kulturforum Hallein), Dipl. Ing. Ursula Spannberger (Initiative Architektur), Hans Köhl (Heimatwerk), Herwig Pöschl (ICCM), Dr. Jürg Stenzl (Mozarteum).

Anna Bertha Königseggs Einsatz gegen die von den Nazis als »Euthanasie« bezeichnete Ermordung psychisch kranker und behinderter Menschen gilt in Österreich als einzigartig. Die Ordensoberin, der - im Gegensatz zu zahllosen ihrer ZeitgenossInnen - die massenweisen Todesfälle unter den zwangsverlegten Behinderten und Kranken doch aufgefallen war, geriet zweimal in Gestapo-Haft und mußte schließlich die Versorgungsanstalt Schernberg verlassen. Anläßlich ihres 50. Todesjahres findet am 12. November im St.-Vinzenz-Heim Schernberg (bei St. Veit im Pongau) ein Tag der offenen Tür statt, und im Schloß Goldegg melden sich ZeitzeugInnen, Walter Thaler und Gerhard Buchleitner sowie Wolfgang Neugebauer vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands zu Wort.