november 1998

Thomas Neuhold

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ZURÜCK ZUM STARTKulturpolitik nach Dechant

Josef Dechant verläßt die Politik. Am Nationalfeiertag erklärte der Bürgermeister, für die Gemeinderatswahlen am 7. März nicht mehr als Spitzenkandidat anzutreten. Das Aufatmen unter Salzburgs Kulturschaffenden war unüberhör- bar: Der Mann, der als Kulturreferent über die Jahre jeden Dialog mit den von ihm zu Vertretenden verweigerte, in Kumpanei mit der »Krone« eine Kultureinrichtung sogar in Terrornähe rückte und vor allem durch sein kulturelles Desinteresse auffiel, geht in die politische Pension. Endlich! Der absurde Versuch, die Salzburger Stadtwerke gemeinsam mit FP-Chef Jörg Haider zu versilbern, brachte das sprichwörtliche Faß wohl entgültig zum Überlaufen. Und Tschüss!

Und was jetzt? Für die städtische Kulturpolitik heißt es: »Zurück zum Start«. Vorerst einmal müßte das rasch saniert werden, was Dechant beschädigt oder kaputtgemacht hat. Dabei geht es sowohl um die materielle Wiederaufforstung als auch um eine inhaltliche Erneuerungsbewegung. Die Kulturpolitik hat ja in den letzten Jahren in der städtischen Kulturszene eine tiefe Verunsicherung, berechtigtes Mißtrauen und eine gute Portion Frust hinterlassen. Für SPÖ-Vizebürgermeister Heinz Schaden, für das Bürgerlisten-Duo Johann Padutsch und Helmut Hüttinger wie für VP-Spitzenkandidaten Karl Gollegger - und den jeweils dazugehörenden mehr oder weniger neuen Mann/ Frauschaften - besteht nun die Chance auf einen fliegenden kulturpolitischen Neustart. Nur so wird der »innerlichen Kündigung« (Gollegger) vieler innovativer und kreativer Menschen in der Stadt zu begegnen sein. Damit die BewohnerInnen der Kulturstadt Salzburg nicht länger neidisch nach Linz, die Stahlstadt, schauen müssen.

Gefordert sind aber nicht nur die politischen MandatarInnen der Stadt. Verständlicherweise haben sich viele Kultureinrichtungen eingewintert, um zu überleben. Jetzt heißt's aufwachen, den schalen Mottenkugelgeruch auslüften und den möglichen Neustart offensiv mitge- stalten.